Schweizer Gastrobetriebe zittern vor dem Winter. Sie sind auf möglichst viele Sitzplätze im Aussenbereich angewiesen. In der anhaltenden Corona-Situation ist es draussen sicherer, aber auch kälter. Die Lösung der Wirte: Heizpilze. Doch die sind höchst umstritten – und das schon lange.
Widersinnig, die Luft im Freien zu beheizen
Einst schossen sie tatsächlich wie Pilze aus dem Boden. Hauptsaison war der Winter, ihr natürlicher Lebensraum das Trottoir vor Restaurants und Bars, in ihrer orange leuchtenden Wärme standen vornehmlich Raucherinnen und Raucher. Doch bald schon kam das Aus.
Heizpilze wurden per Gesetz verbannt. Zu umweltschädlich, zu wenig energieeffizient. Immerhin pumpt so ein gasbetriebener Heizstrahler pro Stunde neben der gewünschten Wärme bis zu 3,5 Kilogramm Kohlendioxid in die Luft.
Die Rechnung ist schnell gemacht: Ein handelsüblicher Heizpilz verursacht in acht Stunden Betrieb so viel CO2 wie ein Benzin-Auto auf einer Strecke von 150 Kilometern.
Retter während Corona?
Widersinnig und ineffizient: So bezeichnete das Bundesamt für Umwelt vor rund zehn Jahren schon die Idee, Luft im Freien zu beheizen. Doch seit Corona ist die Welt eine andere.
Anfang September wurde in Zürich das Thema Heizpilze für Gastrobetriebe neu lanciert. Zwei Kantonsräte reichen ein dringliches Postulat ein. Angesichts der Corona-Krise fordern sie Erleichterungen für die Gastronomie, unter anderem sollten ausnahmsweise wieder Heizpilze aufgestellt werden dürfen.
Ein grüner Zürcher Regierungsrat zeigte bereits Verständnis für die Ängste des Gastgewerbes und sagte man werde den Heizpilz-Vorstoss ernsthaft prüfen. Man müsse in dieser Ausnahmesituation flexibel bleiben.
Ungewöhnlicher Namensgeber
So und ähnlich geht die Diskussion auch in anderen Städten, auch in Deutschland. Klima gegen Corona. Noch ist nicht entschieden, wer gewinnt.
Klar ist nur eins: Woher der Name Heizpilz kommt. Den hat ein findiger Berliner Taxifahrer kreiert, nachdem er im Jahr 2000 einen entsprechenden Gaswärmestrahler in Schweden entdeckt und diesen von dort mitgebracht hatte.
Er liess den Namen Heizpilz schützen, setzte einen schwunghaften Handel in Gang und wurde kurzfristig reich. Gut möglich, dass diesen Taxifahrer jetzt bald eine zweite Erfolgswelle umspült.