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Die Gosteli-Stiftung zeigt Schweizer Frauenbewegungen
Aus Kultur-Aktualität vom 14.06.2023. Bild: KEYSTONE/Anthony Anex
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Geschichte der Frauenbewegung Frauenrechte in der Schweiz: «Viel erreicht – und noch viel vor»

Zum Frauenstreiktag erinnert die Gosteli-Stiftung daran, was Frauenorganisationen hierzulande alles geleistet haben.

Unter dem Titel «Viel erreicht – und noch viel vor» wirft das Archiv der Schweizerischen Frauenbewegung auf einer Microsite Schlaglichter auf Erfolge von Frauenorganisationen in der Schweiz.  

Einzelne Heldinnen kämen nicht vor, so Co-Direktorin Lina Gafner: «Die Geschichte zeigt, dass Frauen in der Schweiz vor allem dann etwas erreichten, wenn sie sich zusammengeschlossen haben.»

Durchhalten bis zum Durchbruch

Trotz zahlreicher Zusammenschlüsse kämpften die Frauen in der Schweiz für viele Anliegen Jahrzehnte, für manche ein Jahrhundert lang: Der Schweizerische Arbeiterinnenverband etwa forderte bereits bei seiner Gründung 1890 einen Versicherungsschutz bei Mutterschaft. Es brauchte 20 Anläufe auf Bundesebene, ehe 2005 eine Mutterschaftsversicherung in Kraft trat.

Zwei Frauen, eine stehend, eine sitzend hinter einer Dokumentauslage. Im Hintergrund Bücherregale
Legende: Die Co-Direktorinnen Lina Gafner (l.) und Simona Isler präsentieren wichtige Zeitzeugnisse der Schweizer Frauenbewegung aus dem Gosteli-Archiv. Gosteli-Archiv

Der Bund Schweizerischer Frauenvereine setzte sich ab 1900 für das Frauenstimmrecht ein. Erst 1971 wurde dieses Ziel erreicht: ein Meilenstein. Mit dem Einzug der ersten Frauen ins Parlament gelang es endlich, überfällige Anliegen der Frauen durchzusetzen – den Verfassungsartikel zur Gleichstellung 1981 oder das neue Eherecht 1988.  

Wichtige Schweizer Frauenorganisationen

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1888
Gründung des «Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins» (SGF). Er umfasste 140 Vereine und 30'000 Mitgliederinnen und war um 1900 der einflussreichste Frauendachverband.

1890
Gründung des «Schweizerischen Arbeiterinnenverbandes» (SAV). Der Verband setzte sich von Beginn an für eine Mutterschaftsversicherung und das Frauenstimmrecht ein.

1900
Gründung des «Bundes der Schweizerischen Frauenvereine» (BSF). Der Bund verlor nach Einführung des Frauenstimmrechts 1971 an Bedeutung. Es kam im selben Jahr zu einer Umbenennung in «Bund Schweizerischer Frauenorganisationen» und ab 2001 zu «Alliance F».

1932
Gründung des «Schweizerischen Landfrauenverbandes» (SLV). Der Verband wurde 1941 Mitglied des Schweizerischen Bauernverbands. Der SLV trat bereits 1943 für einen Arbeitsvertrag für weibliche Angestellte in der Landwirtschaft ein.

Frauen mussten nun nicht mehr das Einverständnis des Ehemanns einholen, wenn sie erwerbstätig sein oder ein Bankkonto eröffnen wollten. Ein weiterer Erfolg gelang der ersten Generation der Parlamentarierinnen mit der zehnten AHV-Revision: Erstmals wurde die Kinderbetreuung bei den Altersrenten einbezogen.

An den Männerklubs vorbei

Nicht nur die rechtliche und wirtschaftliche Besserstellung von Frauen in der Schweiz brauchte Ausdauer, auch sonst mussten sie sich einiges einfallen lassen: Alpinistinnen gründeten schon 1918 einen eigenen Club, weil die im Schweizer Alpenclub verbündeten Männer keine Gipfel stürmenden Frauen zuliessen. Mit «Amicitia» taten sich bereits 1931 frauenliebende Frauen zusammen, rund zehn Jahre bevor Homosexualität legalisiert wurde.

Tische und Bildauslagen in einem Archiv, symmetrisch angeordnet
Legende: Die Gosteli-Stiftung, das Archiv der Schweizerischen Frauenbewegung, zeigt die Erfolgsgeschichten von Frauengruppierungen in ihrem Kampf für mehr Rechte. Gosteli-Archiv

Trotzdem liefen die Frauen immer wieder auf – bis in die Gegenwart und sogar im Freizeitbereich. «Als 1980 das erste Schwingfest für Frauen stattfand, war die Organisatorin mit vielen Drohungen konfrontiert», erzählt Lina Gafner. «Ihr wurde etwa mitgeteilt, dass im Sägemehl Rasierklingen versteckt seien. Das ist sehr erschütternd – und noch nicht allzu lange her.»

Öffentliche Protestaktionen

Neben den traditionellen bürgerlichen und sozialdemokratischen Frauenorganisationen traten nach 1968 neue Gruppierungen auf, die sich zu einer «Frauenbefreiungsbewegung» zusammenschlossen. Sie riefen 1977 die «Organisation für die Sache der Frau» ins Leben und forderten auf der Strasse einen straffreien Schwangerschaftsabbruch.

Buntes Plakat mit der Aufschrift «Frauenstreik», getragen von vielen Frauen
Legende: Der 14. Juni dient bis heute zur Sichtbarmachung der Frauenrechte. Ursprünglich wurde an diesem Tag 1981 der Verfassungsartikel zur Gleichstellung verabschiedet. 1991 und 2019 fanden jeweils landesweite Frauenstreiks statt. Keystone/Georgios Kefalas

Historikerin Lina Gafner berichtet, dass sie sich für das Recht auf Abtreibung einsetzten, «indem sie öffentlichkeitswirksam in VW-Bussen vorfuhren und Frauen einsteigen liessen, die vorhatten, zur Abtreibung ins Ausland zu fahren.»

Gemeinsam stark

Lina Hafner ist überzeugt, dass hartnäckige Allianzen noch heute eine wirksame Strategie ausmachen. Als neusten Erfolg wertet sie die Revision des Sexualstrafrechts: «Diese wurde möglich aufgrund des öffentlichen Drucks, der einherging mit der Zusammenarbeit zwischen Expertinnen mit Politikerinnen aus allen Lagern.»

Doch ob die alten Strategien ausreichen, um die Lebensverhältnisse von Frauen in der Schweiz zu verbessern, dürfte auch ein Thema am diesjährigen Frauenstreiktag sein.

Das Gosteli-Archiv

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Das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung, in der Nähe von Bern zuhause, sammelt Zeitdokumente zur Geschichte der Frauen in der Schweiz. Es hat zum Ziel, ihnen ein Gedächtnis zu sein und die Erinnerungen an sie für die nachfolgenden Generationen zu sichern.

SRF 4, Nachrichten, 14.06.2023, 8:30

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