Angelina Jolie macht vieles anders als ihre Hollywood-Konkurrentinnen: Die mehrfach zur schönsten Frau der Welt gewählte Schauspielerin und Ehefrau von Superbeau Brad Pitt will eigentlich kein Sexsymbol sein. Aber auf dem roten Teppich ist sie immer wieder eins, streckt ihr nacktes Bein weit aus dem Abendkleid heraus.
Gleichzeitig hat sie sechs Kinder – drei davon sind aus drei Kontinenten adoptiert – ist seit fast zehn Jahren Botschafterin des UNO-Flüchtlingswerks und erntet als Regisseurin Respekt bei den Kritikern. Als sie offensiv ihre Brust-Amputation kommuniziert, entfacht sie eine weltweite Debatte über die Krebsvorsorge – und wird für viele Frauen zum Vorbild.
Kategorie: Superstar
Die nun 40-jährige Angelina Jolie vereint scheinbar Unvereinbares. Hollywood verzeiht ihr das, ihr Einfluss ist ungebrochen. Wie geht das? Die Medienwissenschaftlerin Michaela Krützen erklärt, dass gerade diese Komplexität Jolie so interessant macht: «Ihre sehr unterschiedlichen Eigenschaften werden nicht zu einem widersprüchlichen Haufen, den man nicht versteht. Sondern sie ergeben ein insgesamt geschlossenes Bild.»
Die Medienwissenschaftlerin mit Professur an der Filmhochschule München forscht zum Phänomen des Stars, sie hat auch schon zu Marilyn Monroe oder Greta Garbo publiziert. Ist Angelina Jolie mit Ikonen wie Monroe oder Garbo vergleichbar? Ja durchaus, sagt Michaela Krützen. Aber die früheren Superstars hatten andere Starqualitäten: «Greta Garbo stand in den 1920er- und 30er-Jahren für Unnahbarkeit, Marilyn Monroe in den 50er-Jahren für Sex und Unschuld. Das funktioniert nicht mehr, diese Qualitäten interessieren heute niemanden.»
Stars können sich heute völlig neu erfinden
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Anders als früher könnten sich Stars heutzutage auch erlauben, wie das «Rundumpaket» Angelina Jolie mehrere Facetten zu bedienen, so Krützen. Sie können sehr verschiedene Rollen spielen – man denke bei Jolie nur an Lara Croft und ihre Rolle der Bösen in «Maleficent». Oder sich ganz neu definieren: «Jolies Konkurrentin Jennifer Aniston ist dafür ein gutes Beispiel: Sie muss sich gerade völlig neu erfinden. Denn die Rollen, die sie bisher gespielt hat, gehen ab einem gewissen Alter nicht mehr.»
Ein Image abstreifen und ein neues überstreifen, ist unterdessen also möglich. Gerade auch, weil die Karrieren länger werden, so Michaela Krützen. Es wäre aber naiv anzunehmen, dass das Image, das öffentlich zirkulierende Bild, mit der Privatperson übereinstimme. Das müsse es auch nicht: «Wir beschäftigen uns mit dem Star. Und der Star, das ist nichts anderes als sein Image.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 4.6.2015, 06:45 Uhr