Ein trüber Freitagmorgen in Zürich: Die riesigen, weissgestrichenen Räume mit den hohen Fensterfronten erinnern mehr an eine Werkstatt denn eine Kunsthalle. Raumfüllende Installationen werden positioniert.
Kuratorin Gabriela Burkhalter bespricht sich mit ihrem Team, wie die Historie des Spielplatzes erzählt werden soll. Burkhalter kennt sich bestens aus mit den Spielplätzen dieser Welt. Die zweifache Mutter ist ausgebildete Stadtplanerin und forscht seit Jahren zu Spielplätzen und Architektur für Kinder.
Gabriela Burkhalter will mit «The Playground Project» eine Debatte über diesen besonderen Ort «Spielplatz» lancieren – und lädt in der Kunsthalle zu einer Reise ein. Es ist ein Trip zu vergangenen Spielwelten.
1930: Neue Spielkonzepte
Burkhalter fokussiert in ihrer Ausstellung auf drei zentrale Paradigmenwechsel und zeigt den Spielplatz als Ort zwischen Ghetto und Paradies.
Stolz zeigt sie Fotografien von Spielplätzen aus dem frühen 20. Jahrhundert. «In den 1930er-Jahren konnte die Entwicklungspsychologie erstmals zeigen, dass Spielen wichtig ist für die Kinder. Und das hat natürlich enormen Schub gegeben für neue Spielplatzkonzepte.» Damals wurde die abstrakte Spielskulptur erfunden, der Bauspielplatz und als drittes Konzept der Landschaftsspielplatz.
1960: Do-it-yourself und Experimente
In den 1960er-Jahren dann wirkte die 68er-Bewegung stark auf das Konzept «Spielplatz» ein. Gabriela Burkhalter erzählt von der Vorreiterrolle Dänemarks, wo Kinder und Erwachsene schon ab 1966 auf sogenannten Do-it-yourself-Spielplätzen gemeinsam rumwerkelten.
Im Westen waren viele davon überzeugt, dass Eltern, Kinder und Nachbarschaftsgruppen am besten selbst aktiv werden und Spielplätze nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten sollten. Es entstanden Spielskulpturen, räumliche Inszenierungen, künstlerische Installationen, Abenteuerspielplätze, gesellschaftliche Experimente.
1980: Vom Anfang der Langweile
In den 1980er-Jahren schliesslich kündigte sich mit dem Ende der gesellschaftlichen und politischen Utopien auch eine Krise der Spielplatzgestaltung an, sagt Burkhalter.
Restriktivere Sicherheitsbestimmungen wurden eingeführt – das Ende der wilden Kreativität. Jedoch betont die Ausstellungsmacherin, wie sehr Mutproben, Abenteurer und Risiko eben auch zur Kindheit gehörten.
«Wir Eltern müssen wieder lernen, mit der Angst um unseren Nachwuchs umzugehen. Es ist ein Teil des Elternseins, dem Kind Freiheiten zu geben, obwohl es für einen selbst nicht angenehm ist. Aber das ist ein wichtiger Schritt.» Schauen wir auf den Spielplatz, sehen wir auch auf uns selbst und sind konfrontiert mit unseren eigenen Wünschen, Ängsten und Hoffnungen.