Mit Kopfhörern und schwarzer Jacke überquert Talal Doukmak an diesem sonnigen Nachmittag den Bundesplatz in Bern. Sein Blick streift das Bundeshaus – und er geht weiter ins wenige Meter entfernte Café Diagonal, wo er manchmal ist.
Talal Doukmak ist mit drei Geschwistern in einer Mittelschichtfamilie in der syrischen Hauptstadt Damaskus aufgewachsen. Kurz schliesst er die Augen, dann sagt er: «Im Herz bin ich Syrer, Punkt. Wer welche Religion hat, ist mir egal, letztlich sind wir alle Syrer.»
Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Millionen von Menschen sind geflüchtet. «Das Assad-Regime hat mit dem Krieg angefangen», sagt Doukmak und fügt an: «Der Krieg muss gestoppt werden.»
Theater, Malerei, Fotografie
In Damaskus studierte der heute 38-Jährige Bildende Kunst. Schon als Kind hatte er eine Vorliebe dafür. «In der Schule habe ich meine Physik- und Mathematikbücher immer ausgemalt», sagt er und bricht in Gelächter aus. In der Schule in Damaskus begann er mit Theaterspielen.
Dann kamen die Malerei und die Fotografie hinzu. «Ich bin für die Kunst geboren», sagt er. Nach seinem Kunststudium reiste er nach Russland, wo er bis 2012 als Fotograf tätig war. Daraufhin arbeitete er in der Türkei als Fotograf und Grafikdesigner.
«Ende 2013 ging ich als Kameramann in Genf – an eine Konferenz zum Syrienkrieg», erzählt er. Zurück in der Türkei beantragte er über die Schweizer Botschaft Asyl. Vor eineinhalb Jahren kam Talal Doukmak in die Schweiz. Nun ist er dabei Deutsch zu lernen.
Sorge um syrische Kinder
2015 hat Doukmak in einer Ausstellung in Bern mitgemacht. Dafür bearbeitete er Kriegsfotos: «Ich baute die bombardierten Ruinen auf den Bildern mit Photoshop wieder auf, um den Leuten zu zeigen, dass das Leben der Syrer mit ihrer Hilfe wieder aufgebaut werden kann», erklärt er.
Doukmak sorgt sich um die geflüchteten Kinder und um solche, die noch im Kriegsgebiet leben. Er betont: «Sie sind nicht schuldig geboren, ich möchte gerne mehr für sie tun.»
Vorliebe für Schwarz-Weiss-Fotos
Talal Doukmak hat eine eigene Website: underimage.ch. Darauf finden sich Porträtbilder, Hochzeits- oder Modefotos. «Ich mag Schwarz-Weiss-Fotos, weil sie die Emotionen der Leute besser zeigen», sagt er, dessen Lieblingsfarbe himmelblau ist.
Doukmak interessiert sich für alte Kameras. In Russland arbeitete er mit solchen. «Es ist eine Kunst, mit einer alten Kamera zu arbeiten, weil man sich auf jeden Shot konzentrieren muss. Darum bringe ich mich auch stets auf den neusten Stand der Fotografie.»
Am Wochenende hört Talal Doukmak gerne Musik oder sitzt am Computer. Er greift zu seinem Kopfhörer und sagt schmunzelnd. «Musik ähnelt Farben. Man kann sie miteinander mischen, zum Beispiel Jazz und Rock», sagt er. Doukmak spielt spanische Gitarre. Er sagt: «Wenn ich nochmals auf die Welt käme, möchte ich Musiker werden, vielleicht Gitarrist. Ich brauche Musik wie das Wasser zum Leben.»