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Erfahrungen mit der Mafia – Gespräch mit Petra Reski
Aus Kultur-Aktualität vom 08.07.2021. Bild: Keystone / DPA-Zentralbild / JENS KALAENE
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Gewalt gegen Journalist:innen Wie wehrt man sich gegen die Mafia, Petra Reski?

Brutale Gewalt wie im Fall des niederländischen Investigativ-Journalisten Peter de Vries, der gestern Dienstag in Amsterdam auf offener Strasse angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde, ist die extremste Methode der Mafia. Das organisierte Verbrechen hat heutzutage auch andere Möglichkeiten.

Wie fühlt es sich an, wenn man als Journalistin von der Mafia beobachtet und bedroht wird? Petra Reski hat es erlebt.

Petra Reski

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Petra Reski ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Seit 1991 lebt sie in Venedig und schreibt regelmässig über die Mafia – darunter das 2008 veröffentlichte Buch «Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern». 2021 wurde Reski für ihr Werk und ihren Mut mit dem Ricarda-Huch-Preis ausgezeichnet.

SRF: Welche Einschüchterungsversuche von der Mafia haben Sie erlebt?

Petra Reski: Ich lebe zwar in Italien, aber bedroht wurde ich von der Mafia in Deutschland. Bei einer Lesung waren auch Gewährsleute jener Kreise, die ich mit meinem Buch «Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern» anprangerte.

Es ging um Verstrickungen deutsch-italienischer Geschäftsleute. Deretwegen hatte ich bereits Klagen am Hals. 

Petra Reski und ihr erstes Anti-Mafia-Buch

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Bekannt wurde Petra Reski 2008 durch ihr Anti-Mafia-Buch «Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern». Der italienische Gastronom Spartaco Pitanti erwirkte beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen die darin enthaltene Behauptung, dass er Geldwäsche betreibe.

Daraufhin wurde das Buch an den betreffenden Stellen geschwärzt. Zwei weitere 2008 noch anhängige Klagen wurden zugunsten der Kläger Spartaco Pitanti und Antonio Pelle, ein Duisburger Hotelier, entschieden.

Um weiteren gerichtlichen Auseinandersetzungen zu entgehen, ging Reski dazu über, in Romanform über die Mafia zu schreiben. 2014 erschien der erste Band ihrer Krimi-Reihe, in dem die Staatsanwältin Serena Vitale die Hauptrolle spielt.

Die Mafia-Sympathisanten an der Lesung griffen mich verbal an. Und einer sagte mehrmals «Ich bewundere Ihren Mut, Frau Reski». Wer die Szene kennt, weiss: Das ist eine Drohung. Dann hatte ich eine Zeitlang Polizeischutz.

Die Leute, über die Sie geschrieben hatten, gingen auch juristisch gegen Sie vor. Sind solche Klagen üblich?

Das ist Standard. Drohungen und Gewalt sind ja nur das äusserste Mittel, um unbequeme Journalisten zum Schweigen zu bringen.

Viel öfter führen die Leute Prozesse gegen Autorinnen und Verlage. Sie klagen einen buchstäblich in Grund und Boden. Das schreckt andere ab. Nach dem Motto: eine Person bestrafen – hundert erziehen. 

In Italien haben Journalisten juristisch mehr in der Hand, wenn sie Beweise vorlegen können.
Autor: Petra Reski Autorin

Wie kann man sich wehren?

Teils sind das Millionenklagen, die über Jahre gehen. Das bringt die Autoren finanziell an den Rand – und auch die Verlage. Mich hat mal einer fallen gelassen.

In Italien haben Journalisten juristisch mehr in der Hand, wenn sie Beweise vorlegen können, dass jemand mit der Mafia Geschäfte macht. Sie müssen einfach die lange Zeit der Prozesse durchstehen. Dann stehen die Chancen gut, solche Prozesse zu gewinnen.

Anders in Deutschland. Dort hat meines Wissens noch kein Journalist so einen Prozess gewonnen. 

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Petra Reski: «Palermo Connection»
aus BuchZeichen vom 07.12.2014. Bild: Keystone
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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 8.7.2021, 7:06 Uhr ; 

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