Was ist passiert? In Amsterdam ist am Dienstagabend ein bekannter Journalist auf offener Strasse niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Es handelt sich dabei um den Kriminalreporter Peter R. de Vries. Er geniesst in den Niederlanden ein hohes Ansehen, weil er sich beruflich seit Jahrzehnten immer wieder mit der organisierten Kriminalität anlegt.
Was ist bisher bekannt? Man weiss nach aktuellem Stand, dass de Vries kurz vor 19.30 Uhr im Zentrum von Amsterdam angeschossen wurde. Es ist die Rede von vier oder fünf Schüssen, wahrscheinlich wurde er in den Kopf getroffen. Die Polizei hat drei Verdächtige festgenommen. Unter ihnen befindet sich wahrscheinlich auch der Schütze. Man weiss aber noch nichts Genaueres über diese Personen und weshalb der Journalist angeschossen wurde.
Wer ist das Opfer? De Vries ist eine bekannte Persönlichkeit, auch in der Unterwelt. Er ist in seiner langen Karriere bereits vielfach bedroht worden. Die letzte Bedrohung ging davon aus, dass er den Kronzeugen in einem grossen Mafiaprozess, der zurzeit in den Niederlanden läuft, als Vertrauensperson unterstützt. «Es heisst, dass er deswegen auch Personenschutz hatte», sagt Britta Behrendt, freie Journalistin in Amsterdam. «Er hat also viele Feinde.» Man könne derzeit aber noch nicht sagen, ob ein Zusammenhang mit diesem Prozess besteht.
Worum geht es bei dem Prozess? In dem Prozess gegen das organisierte Verbrechen ist de Vries die Vertrauensperson des Kronzeugen. «Der Bruder des Kronzeugen und sein Anwalt sind bereits umgebracht worden», weiss Behrendt. «Da geht es sehr blutig zu.» Ein Zusammenhang liege also nahe. «In diesem Mafiaprozess ist bereits deutlich geworden, dass mit wahnsinniger Brutalität gegen alle vorgegangen wird, die sich gegen den Hauptverdächtigen äussern.»
Wie reagiert die Bevölkerung? Es herrscht eine grosse Anteilnahme in den Niederlanden. TV-Stationen haben in Sondersendungen über den Anschlag berichtet. Premierminister Mark Rutte hat sich zu Wort gemeldet. «Dieser Mordanschlag bewegt das Land enorm», sagt Behrendt.
Der Anschlag wird auch als ein Anschlag auf den freien Journalismus gesehen.
Der Vorfall sei gestern in der laufenden Parlamentsdebatte angesprochen worden. Gegen Mitternacht gab Amsterdams Bürgermeisterin eine Pressekonferenz. Der König, der zurzeit auf Staatsbesuch in Deutschland ist, hat sich schriftlich geäussert. «Und dieser Anschlag wird auch als ein Anschlag auf den freien Journalismus gesehen», so Behrendt. «Denn in den letzten Monaten wurden viele Journalisten in den Niederlanden bedroht.» Daher sei der Schock gross.