Angefangen hatte alles an einem Winterabend in einer Zürcher Schwulenbar. Drei Chemie-Studenten der ETH trafen sich zufällig im Schwarzen Kater: «Wir stellten fest: Es muess öpis go!», erinnert sich Michael Bermann, einer der drei damaligen Studenten.
1971 starteten Michael Bermann und seine Kommilitonen eine Disco für Schwule, den Zabriskie Point, kurz «Zabi». Im Jahr darauf organisierten Angehörige des «Zabi» Vorführungen des deutschen Films «Nicht der Schwule ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» von Rosa von Praunheim in mehreren Städten der Deutschschweiz.
Feiern und austauschen
Im Anschluss entstanden in Zürich die homosexuellen Arbeitsgruppen, allen voran die «HAZ». Sie umfasste mehrere Untergruppen. Einige wollten einfach zusammen in der Disco feiern. Andere wiederum setzten sich mir der eigenen Homosexualität auseinander, in der sogenannten «Psychogruppe».
Im Frühsommer 1972 bildeten sich schliesslich mehrere homosexuelle Arbeitsgruppen in verschiedenen Deutschschweizer Städten. In Zürich hiessen sie «HAZ», in Bern «HAB» und in Basel «HABS». Weitere Städte wie Luzern oder St. Gallen folgten.
Nationaler Verband gegründet
Die Arbeitsgruppen waren ein wichtiger Teil der queeren – vor allem der schwulen – Bewegung in der Schweiz. Aus ihrer Dachorganisation «HACH» ging Pink Cross hervor, der nationale Dachverband schwuler und bisexueller Männer.
Wenn mir jemand vor 50 Jahren gesagt hätte, dass ich meinen Mann heiraten werde, hätte ich gesagt: Never in our lifetime …
Die «HAZ» war ausserdem massgeblich an der Gründung der Zürcher Aids-Hilfe beteiligt, heute «Sexuelle Gesundheit Zürich.
Kampf mit der Plakatgesellschaft
Michael Bermanns Herz schlug schliesslich für die Politik. Mit der Gruppe «Sexualität und Gesellschaft» organisierte er Podiumsdiskussionen und Vorträge. So trug er die Debatte in die hetero-geprägte Gesellschaft. Schon die erste Vortragsreihe war ein voller Erfolg.
«Der Schlussvortrag war dermassen überlaufen, so dass er von der Aula in den grössten Hörsaal übertragen werden musste», erzählt Bermann.
Die Werbung für die Diskussionen mit renommierten Wissenschaftlern wie dem Psychoanalytiker Berthold Rothschild sei nicht einfach gewesen, so Bermann. «Wir mussten hart kämpfen mit der Plakatgesellschaft und den Behörden, damit wir für die Vortragsreihe Plakatwände an der Bahnhofsstrasse benutzen konnten.»
Von der «HAZ» zu «Queer Zürich»
2014 wurde der Name «HAZ» geändert zu «HAZ – Queer Zürich». In den Anfängen war die «HAZ» ein Raum, wo sich Schwule treffen, austauschen und kennenlernen konnten. Wo sie Hilfe und Beratung fanden. Heute ist die «HAZ – Queer Zürich» ein Ort für alle queeren Menschen im Regenbogenhaus in Zürich.
Heute tauschen sich viele aus der queeren Community übers Internet aus und nutzen Online-Anlaufstellen. Trotzdem bleibe ein physischer Ort wichtig, sagt Vorstandsmitglied Ladina Cavelti.
Coming-out kann immer noch schwierig sein
Auf der Agenda der «HAZ – Queer Zürich» steht weiterhin die Beratung und Hilfe für Queere, die gesellschaftliche Sensibilisierung für ihre Bedürfnisse und Prävention von Gewalt gegen Personen aus dem LGBTQIA+-Spektrum. Michael Bermann und Ladina Cavelti sind sich einig: Ein Coming-out könne, je nach Umfeld, noch heute eine grosse Herausforderung sein.
Aber die Situation von queeren Menschen hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich verbessert. Michael Bermann wird im Oktober seinen Partner nach 49 Jahren Beziehung heiraten. «Wenn mir jemand vor 50 Jahren gesagt hätte, dass ich meinen Mann heiraten werde, hätte ich gesagt: Never in our lifetime…»