Starkregen, lange Dürreperioden, drastische Temperaturschwankungen, Stürme und Tornados: Nicht nur Italiens Natur und Landwirtschaft leiden unter den Folgen des Klimawandels, sondern zunehmend auch kunsthistorisch bedeutende Altbauten.
Kriege überlebt – aber das Klima?
Die grösste Arena der römische Antike hat Erdbeben, Kriege und Brände überlebt. Aber dem vermehrten Starkregen – wegen der Luftverschmutzung zudem sehr sauer – und der Dauerhitze kann der Travertinstein des Kolosseums nicht viel entgegensetzen.
Das Gemäuer bröckelt, der Stein leidet – mit unabsehbaren Folgen. Deshalb kontrollieren die Experten des ISAC, dem staatlichen Klimaforschungsinstitut in Bologna, die Arena ständig. Damit will das Institut ernsten Schäden rechtzeitig zuvorzukommen.
Rettung ist eine Herkulesaufgabe
Die Wissenschaftler des ISAC erforschen die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels für historische Monumente und suchen nach möglichen Auswegen. Keine einfache Aufgabe.
Dabei versuchen die Forschenden auf dreifache Weise die Phänomene in den Griff zu bekommen. Erstens werden die neuen Wetterphänomene genau untersucht. Zweitens wollen die Experten herausfinden, welche Phänomene welche Schäden anrichten. Und drittens suchen sie nach Rettungsmöglichkeiten, um besonders bedrohte Kulturstätten «wetterfest» zu machen.
Oft schleichende Schäden
Doch die Folge des Klimawandels auf das Kolosseum, auf den Dom von Mailand, auf Pompeji und Renaissancepaläste in Florenz sind nicht immer gleich zu erkennen. Die langsamen, aber chronischen Auswirkungen des Klimawandels werden von den Wissenschaftlerinnen in Bologna als «ongoing» – also fortlaufend – bezeichnet.
Um dieses «Ongoing» wissenschaftlich zu erfassen, werden ausgewählte Altbauten einem ständigen Monitoring unterzogen: mit Sensoren, Satellitenbildern, Fotografien und Gesteinsproben, die im Labor untersucht werden.
Nicht alles kann gerettet werden
Das italienische Kulturministerium beauftragt die Wissenschaftler des ISAC immer öfter mit der Untersuchung bestimmter Bauwerke. Doch nicht alle wichtigen historischen Monumente werden als Opfer des Klimawandels erfasst. So leiden auch die Kathedrale von Palermo und die Altstadt von Neapel unter den vermehrten Wetterextremen.
Das ISAC versucht seinerseits das Kulturministerium und die Altertümerbehörden für bedrohte, aber weniger berühmte Bauwerke zu interessieren. Dabei stösst das Institut jedoch nur selten auf offene Ohren.
Den Kampf gegen die Folgen des Klimawadels für Italiens Kulturgüter wollen die Forschenden trotzdem nicht aufgeben.