Der Malersaal des Zürcher Schiffbaus hat es Bettina Stucky angetan. Seit ihrer Kindheit mag sie Orte der handwerklichen Arbeit, den omnipräsenten Geruch der Farbe findet sie angenehm. Der Malersaal ist aber nicht nur ein Ort der Arbeit, sondern eine Verwandlungsmaschinerie: Hier wird aus Pappmaché eine Pommesbude und aus einer Leinwand eine Marmorplatte, ein Spiegelsaal oder sogar ein Himmel. Bettina Stucky reizt am Schauspielerberuf unter anderem das Erschaffen von Realitäten, die eine eigene Gültigkeit haben.
Ein Beruf zwischen Künstlichkeit und Realität
«Film ist viel künstlicher als Theater», sagt Bettina Stucky. Theater wirke zwar immer super-künstlich, besonders im Malersaal, doch erleben Schauspieler einen Theaterabend durch die Kontinuität und das Live-Moment viel existentieller. Wenn der Abend liefe, entwickele er seine eigene Dynamik, da könne niemand mehr eingreifen. Der Film dagegen behaupte eine Realität, die unter ganz künstlichen Umständen hergestellt würde. Der Unterschied sei eben, dass man im Film diese Schnittstelle sehr viel besser verkaufen könne. Im Theater sei immer klar: «Wenn geschossen wird, ist keiner Tod.»
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Einer der Filme, die diese Schnittstelle zwischen Realität und Fiktion aufzeigt, ist der Film «Intervista» von Federico Fellini. Eine Szene ist Bettina Stucky besonders geblieben: Zwei Männer malen einen Rundhorizont. Während sie die Schönheit eines Himmels erschaffen, muss einer der Männer immer wieder furzen – Poesie und Profanität des Lebens liegen manchmal ganz nah bei einander.
Die beiden Welten Theater und Film zu vereinen ist gar nicht so einfach. Breit ist das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten. Bettina Stucky vermittelt den Eindruck, überall zu Hause zu sein.