Es ist der umfangreichste Duden, den es je gab. Die 29. Ausgabe des Rechtschreibstandardwerks enthält mit 151'000 Stichwörtern so viele wie noch nie. 3000 Begriffe sind seit der letzten Ausgabe vor vier Jahren dazugekommen. Darunter etwa die überaus aktuellen «Affenpocken». Ausserdem: «Russlandsanktion», «Ghosting», «Klimakleber» und «ChatGPT».
Schon anhand dieser Beispiele zeigt sich: Wörter, die sich im alltäglichen Sprachgebrauch neu etablieren, sind ein Spiegel unserer Gegenwart. Laut der Duden-Redaktion lassen sich die grössten Sprachveränderungen der vergangenen Jahre auf folgende Bereiche zuspitzen: Krise, Krieg und Kochen.
Zeichen der Zeit
Für die Krise steht etwa das «Extremwetterereignis» oder die «Gasmangellage». Für den Krieg der erstmals im Duden aufgeführte «Ukrainekrieg». Und beim Kochen ist der Hype ums gesunde Essen nicht zu übersehen: «Fleischersatz», «Gemüsekiste», «Gojibeere», «Granola», «Nutriscore», «Räuchertofu» und «Sushireis» stehen neu im Duden.
Genauso wie der – nicht ganz so gesunde, weil viel zu süsse – «Quetschie». Gemeint sind diese Fruchtbrei-Beutelchen für Kinder. Eine Produkt-Innovation, für die es bis vor einigen Jahren tatsächlich noch kein Wort gegeben hat.
Auch das gegenwärtige Tamtam ums Kaffeekochen kommt im neuen Duden zur Sprache: Mit dem «Kaffeevollautomaten» und der «Siebträgermaschine» haben es gleich zwei Kaffeezubereitungsgeräte neu in das Wörterbuch geschafft.
Der Hype um die Gesundheit
Nicht weit von der gesunden Ernährung ist ganz generell das gesunde Leben. Das zeigt sich beispielsweise in Form von «Awareness», «Selbstfürsorge» oder einer «Triggerwarnung» am Anfang eines Filmes oder Buchs. Besonders wichtig bei gesundem Körper und gesundem Geist sind natürlich: gesunde Füsse. Dafür gibt es neuerdings «Barfussschuhe».
Und wer lieber schwimmen geht, statt zu laufen, der dürfte sich über einen Besuch in der «Badi» freuen. Das Schweizer Wort für Freibad findet mit der Aufnahme in den Duden endlich die ihm gebührende Anerkennung.
300 Streichungen und ein Comeback
Den 3000 neuen Duden-Wörtern stehen 300 Begriffe gegenüber, die nur noch selten verwendet werden und deshalb gestrichen wurden. So musste das «UMTS-Handy» weichen, ferner das «Bordürenkleid» sowie der «Rationalisator», in der DDR verwendet für einen Angestellten mit Rationalisierungsaufgaben. Inzwischen heisst das wohl «Unternehmensberater».
Ein Comeback feiert der «Hackenporsche». Dieser scherzhafte Ausdruck für einen Einkaufstrolley war aus der letzten Ausgabe entfernt worden. Daraufhin hagelte es so viele Beschwerden, dass der Begriff im aktuellen Duden nun sein Comeback feiert.
Die Rückkehr sei dem «Hackenporsche» gegönnt. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass einige der dieses Jahr neu aufgeführten Wörter bis zur nächsten Duden-Auflage obsolet geworden sind und auch kein Comeback erleben werden. «Ukrainekrieg» wäre so ein Wort.