Auch wenn er gewusst hätte, was ihm als Vater blüht, hätte sich Mikael Krogerus darauf eingelassen. «Das Schöne am ‹Elter werden› ist ja, dass man nicht weiss, was auf einen zukommt», sagt der Journalist, der bekannt ist für seine Texte im «Magazin» des Tages-Anzeigers. Er hat über die Anstrengungen und Freuden des Vaterseins das Buch «Elter werden» geschrieben.
Überraschungen gehören für Eltern zur Tagesordnung: Man lernt das Kind kennen, sich selbst und zuvor vielleicht unbekannte Aspekte des Lebens. «Aber das Besondere ist, dass Kinder dir beibringen, Verantwortung zu übernehmen. Mit einem Schlag geht es nicht mehr um dich, sondern um einen anderen Menschen. Und du musst für diesen Menschen da sein», sagt Krogerus.
Das Mittwoch-Date
Der Autor schöpft aus dem prallen Leben. In seinem Buch stösst man etwa auf eine Kinderärztin, die ihn und seine Frau fragte: «Wie geht es Ihnen als Paar?» Für das Leben neben dem Kind erfanden sie das «Prinzip Mittwoch-Date».
Kinder haben das Leben noch vor sich und gehen davon aus, dass es gut kommt.
Das Paar hat sich jeden Mittwochabend für sich reserviert, organisierte einen Babysitter und ging in den Ausgang. Dabei sei oft nichts Spezielles passiert: «Wir sind zusammen im Kino eingeschlafen oder so. Aber es waren Augenblicke, wo es mal nicht um die Familie und die Kinder ging, sondern um uns als Paar», sagt Krogerus. Es sei «wahnsinnig wichtig», auch die Liebesbeziehung zu pflegen, nicht nur die Kinder.
Die «Zombiejahre» gehen vorbei
Die anstrengende Zeit als Jungeltern, wenn jede Minute Schlaf zählt, nennt Krogerus die «Zombiejahre». «Die Anfangsjahre können sein, wie ein Horrorfilm zu schauen: Es nimmt kein Ende, man hat totale Angst und ist erschöpft.»
Das Interessante sei aber, stellt Krogerus mit einigen Jahren Abstand fest: «Diese Momente, die so unglaublich lang scheinen, sind plötzlich vorbei. Hinterher erinnert man sich fast gar nicht mehr dran und weiss auch gar nicht mehr, was da eigentlich los war. Deswegen möchte ich allen jungen Eltern zurufen: Es geht vorbei!»
Bücher vorlesen und nichts anderes
Diese Zuversicht spricht aus Krogerus’ ganzer Sammlung von Kolumnen, die zuerst in Zeitschriften erschienen sind. Es sind freundliche Texte, imprägniert vom Leben mit Kindern, von den grossen Freuden auch, etwa wenn Krogerus dem kleinen Sohn Bücher vorgelesen hat. «Es hat meinem Sohn schon auch gefallen, aber es hat vor allem mir gefallen, weil es dieser Moment war, wo ich wirklich nichts anderes nebenbei gemacht habe», sagt Krogerus.
Solche Momente sind selten in Zeiten von permanentem Multitasking und der Omnipräsenz von Handys. Beim Vorlesen sei das anders: «Du kannst nicht nebenbei an was anderes denken oder deine To-do-Liste durchgehen. Ich glaube, das merken auch die Kinder: ‹Jetzt ist mein Vater oder meine Mutter ganz bei mir.›»
Mehr Zuversicht und Optimismus
An den Kindern gefällt Mikael Krogerus auch deren Optimismus. «Wir Erwachsenen neigen ja ein bisschen zu Pessimismus und Zynismus und denken, es war früher besser und jetzt geht es nur noch bergab. Kinder leben umgekehrt: Die haben das Leben vor sich und gehen davon aus, dass es gut kommt. Diese Zuversicht, dieser Grundoptimismus ist einfach etwas Wunderbares.»
Elter werden – Mikael Krogerus würde es wieder tun. «Weil diese Erfahrung etwas vom Unglaublichsten ist: Dass man seine eigenen Kinder so wahnsinnig liebt. Und zwar ist es so eine bedingungslose Liebe. Ich liebe sie einfach nur dafür, dass es sie gibt.»