Die römische Filiale des Auktionshaus Sotheby’s hat eine ganz spezielle Immobilie im Angebot: den Palazzo Sacchetti in der Via Giulia, Hausnummer 66 – einer der schönsten und prächtigsten Palastbauten Roms aus der Zeit der Spätrenaissance. 15 Schlafzimmer, 8 Badezimmer, 1000 Quadratmeter Wohnfläche und ein Garten zum Fluss Tiber. Der Preis wird in der Ausschreibung nicht genannt.
Errichtet wurde das Prachtstück im frühen 16. Jahrhundert. Das Besondere an den Innenräumen, vor allem in den Sälen der Fürstenwohnung, sind die Wandmalereien: geschaffen von Meistern der Spätrenaissance und des Manierismus. Freskenzyklen, wie sie selbst in römischen Privatpalästen selten sind.
In der Regel leben in Roms Palästen immer noch die Nachfahren aristokratischer Familien, die sich die Residenzen im 16. bis 18. Jahrhundert errichten liessen.
Einige der Paläste grosser Familiennamen wie Colonna, Borghese oder Pallavicini sind heute zugänglich. Gerade die Gemäldesammlungen, untergebracht in den Prachtsälen, gehören zu den schönsten Orten, die Rom-Reisende besuchen können.
Früher privat, heute Museum
In der Vergangenheit erwarb in nicht seltenen Fällen der italienische Staat und auch die Stadt Rom Paläste und andere Adelsresidenzen, die einst in Familienbesitz waren. Die in diesen Gebäuden untergebrachten Kunstsammlungen wurden zu Museen umgewandelt.
So zum Beispiel der 1927 vom Staat erworbene Palazzo Spada, ein Meisterwerk frühbarocker Architektur. Gekauft wurde diese Mega-Immobilie mit allen Kunstwerken und Möbeln. Heute ist der Palazzo Spada eines der schönsten Museen Roms und Sitz des Staatsrates.
Protest gegen den Verkauf
Viele Kunsthistoriker, Bürgerinnen und Kulturpolitiker protestieren nun gegen den Verkauf des Palazzo Sacchetti an Privatleute. Sie fordern, dass der Staat oder die Stadt Rom die Immobilie aufkaufen sollten. Um darin ein Museum einzurichten oder die Prachtsäle für Kulturveranstaltungen zu nutzen.
Doch Staat und Stadt sind klamm. Die üppigen Zeiten für kulturpolitische Initiativen sind angesichts einer astronomisch hohen Staatsverschuldung vorbei.
Die geschätzt 30 Millionen Franken scheinen eine zu grosse Investition zu sein. Fakt ist aber, dass der neue Besitzer im Palazzo Sacchetti nichts umbauen oder sonst wie verändern darf. Italiens Denkmalschutz kontrolliert und ahndet Verstösse scharf.
Fehlen politische Anreize?
Was in Italien – im Gegensatz zu Grossbritannien – fehlt, sind steuerpolitische Anreize, damit die Eigentümer bedeutender Kulturgüter ihre Räumlichkeiten für Besuchende öffnen. So wie es nun auch beim Palazzo Sacchetti gefordert wird.
Aus diesem Grund fordern Kunsthistoriker, dass die Regierung solche Anreize möglichst bald entscheiden wird. Damit nicht auch der Palazzo Sacchetti zukünftig nur ganz privat genutzt wird und niemand mehr die fantastischen Freskenbilder zu sehen bekommt.