- Bertrand Piccard und Elon Musk gelten als Pioniere. Der eine hat mit Solarstrom die Welt umrundet, der andere Elektroautos den Weg bereitet:
- Während Piccard eher die Idee selbst antreibt, geht es Musk auch um finanziellen Gewinn.
- Dass beide Vorreiter Männer sind, ist nicht überraschend, sagt ein Technikhistoriker.
Bertrand Piccard hat diesen besonderen Blick, klar und stechend, warm zugleich.
Er hat die Welt im Ballon umrundet, nonstop, und er ist mit einem Solarflugzeug, der «Solar Impulse 2», einmal um den Globus geflogen.
Er hat sich vielen Risiken ausgesetzt, musste ein paar Mal um sein Leben bangen. Und doch erzählt er keine Heldengeschichten, spricht lieber von seinen Ängsten, die er als junger Mensch überwinden musste.
Bertrand Piccard, von Beruf Psychiater, spezialisiert auf Hypnose, Pilot, Unternehmer, Redner, Motivator – er hat eine einfache Definition dafür, was ein Pionier ist: Einer, der die Komfortzone verlässt, und einer, der das Scheitern wagt. Denn wer nicht scheitert, betont Bertrand Piccard, hat auch nie etwas versucht.
Eine Welt der Männer
Der Pionier, sagt der Technikhistoriker David Gugerli, der an der ETH Zürich lehrt, bewegt sich in einer männlichen Welt. Denn noch immer ist die Welt der Technik eine männlich dominierte. Und dieses Vorwärtsstreben, das den Pionier ausmacht, das Drängen ins Unbekannte, das sei eben eine Haltung, die im Wesentlichen Männern zugeschrieben wird.
Zuallererst dem Pionier im Militär, der als erster ins feindliche Terrain vordringt, um dort die technische Infrastruktur aufzubauen. Nur gerade ein, zwei Prozent aller Pioniere, so die Untersuchung des Vereins wirtschaftshistorischer Studien, sind Frauen.
Reisen ins Aussen und Innen
Und doch erzählt Bertrand Piccard im Gespräch, dass er in seiner Jugend nicht nur von seinem Vater, dem Tiefseeforscher Jacques Piccard, geprägt worden sei. Eine ebenso wichtige Rolle habe seine Mutter gespielt, die sich mit fernöstlicher Medizin, mit religiösen Fragen beschäftigte. Sie habe die «Reisen ins Innere» vorgelebt, während sein Vater ihm gezeigt habe, was es bedeute, ein «Explorateur in der Aussenwelt zu sein».
Und so waren denn die Flüge, die Bertrand Piccard unternommen hat, gleichzeitig auch Reisen ins Innere. In seiner Pilotenkanzel eingezwängt, hoch über dem Pazifischen Ozean, rund herum nichts als Wolken, der Himmel, und unter sich das weite Meer – in diesen Augenblicken habe er durchaus auch spirituelle Erlebnisse gehabt, erzählt er.
Botschaft oder Geld
Bertrand Piccard sieht sich vor allem als Pionier für neue Technologien, dass er mit «Solar Impulse 2» ohne einen Tropfen Benzin auf dem Flug die Erde umrundete, hat für ihn eher symbolischen Charakter. Am Ende, sagt er, gehe es ihm darum zu zeigen, dass neue erneuerbare Energien die Zukunft bestimmen werden; Geld ist für ihn sekundär.
Anders bei Elon Musk. Der liess sich, kaum hatte er das nötige Kleingeld auf der Seite, einen extravaganten Lamborghini anliefern. Der Unternehmer mit südafrikanischen Wurzeln macht aus seinem Reichtum keinen Hehl. Sein Fokus liegt nicht auf einer Idee, die er verbreiten will, sondern durchaus auf solidem Gewinnstreben.
Sein Raumfahrtunternehmen «SpaceX», das Raketen wiederverwendet, sein Elektroauto Tesla – beides besitzt eine Komponente von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, am Ende aber zählt für ihn der Erfolg.
Pionier aus Glück
Wer von den beiden als Pionier auch in die Geschichte eingehen wird, entscheidet sich erst rückblickend. David Gugerli, der Technikhistoriker, betont, dass der Pionier «nicht Herr über seine Geschichte ist».
Vielmehr seien es die Gesellschaft, der Gang der Geschichte, und ja, nicht zuletzt auch das Glück, die darüber entscheiden, wer denn als Pionier in die Geschichte eingeht. Vielleicht Musk ebenso wie Piccard.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 11.5.17, 09:02 Uhr