Was ist die Weltsynode? Die Synode ist eine gut dreiwöchige Beratungsversammlung der römisch-katholischen Kirche. Sie trifft jedoch keine eigenen Entscheidungen, sondern erarbeitet ein Papier, das sie als Ratschlag dem Papst übergibt. 365 stimmberechtigte Delegierte hat er dazu nominiert. Diese Synode ist eine nächste Etappe gleich mehrerer Gipfel im Vatikan, die über Reformmöglichkeiten berät. Wohlgemerkt: nicht über Reformen, sondern über die Möglichkeit von Reformen.
Wer nimmt daran teil? Eigentlich ist diese Weltsynode eine turnusmässige Bischofsversammlung. 275 Bischöfe aus der ganzen Welt sind eingeladen. Ganz neu dieses Mal: Auch Ordensfrauen, einige Laien und Priester dürfen mitreden und abstimmen. 54 Frauen haben nun das Stimmrecht. Aus der «Weltbischofssynode» soll nach dem Willen des Papstes eine «Weltsynode» werden. Eine Versammlung, die die ganze römisch-katholische «Weltkirche» einbinde, alle Getauften.
Welche Themen werden besprochen? Im Kern geht es um die Frage, wie reformfähig die römisch-katholische Kirche ist, ohne auseinanderzubrechen. Wie viel Mitbestimmung von Nicht-Bischöfen, vom Kirchenvolk kann es geben? Und wohin geht die Reise dann? Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat die Weltsynode als Versuchslabor beschrieben: ein Chemielabor, das neue Lösungen bringen, aber auch explodieren könnte.
Werden umstrittene Themen wie Zölibat, Homo-Ehe, Priesterinnen thematisiert? Die schwingen überall mit. Aber «so weit» ist man in Rom noch nicht. Inzwischen schliesst Papst Franziskus jedoch – im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern – eine Weihe für Frauen nicht mehr kategorisch aus. Und der Papst schliesst auch Segen für gleichgeschlechtlich Liebende nicht gänzlich aus, weil er Segen allen Menschen zusprechen will. Eine «Ehe» aber, wie er unlängst bekräftigt hatte, könne es nur zwischen Mann und Frau geben. Am ehesten könnte der Zölibat für Priester bald ein Ende finden. Aber auch das entscheidet nicht die Weltsynode, sondern der Papst allein und erst im Anschluss.
Zum ersten Mal nehmen auch Frauen und ungeweihte Männer teil – wie wichtig ist diese Entwicklung? Es ist ein epochaler Schritt, den Papst Franziskus gegen Widerstände aufseiten der Traditionalisten geht. Frauen sind in der römisch-katholischen Kirche dadurch aber noch lange nicht gleichberechtigt. Es könnte aber ein erster Schritt sein.
Ist es nur eine Debatte oder werden verpflichtende Beschlüsse gefasst? Die Synode ist kein demokratisches Kirchenparlament. Der Papst entscheidet allein, welche in der Versammlung erarbeiteten Ratschläge er beherzigen will und welche nicht. Es ist ein Etappenschritt auf dem Weg hin zu einer partizipativeren Kirche. Nächstes Jahr soll dann der Abschluss dieses «synodalen Prozesses» stattfinden. Die Ungeduld an der Schweizer Kirchenbasis ist indes gross – das zeigen neue Reformbündnisse wie «Reformen jetzt!» in St. Gallen.