Mit dem Zoobesuch verbinden viele Menschen Erholung und Freizeit. Doch es geht dabei um mehr als nur darum, Tiere anzuschauen. «Wir halten Tiere nicht einfach, um den Menschen eine gute Zeit zu bieten. Wir tragen damit zum Artenschutz, zu Forschung, Bildung und Naturschutz bei», sagt Severin Dressen, Direktor des Zoos Zürich.
Ein Mini-Regenwald vor der Haustür
Tatsächlich unterstützt der Zoo Zürich weltweit Naturschutzprojekte in Regionen, aus denen Zootiere stammen, etwa den Nationalpark in der Region Masoala in Madagaskar. Dort sollen die letzten Regenwälder und bedrohte Tierarten geschützt werden. In der Masoala-Halle im Zoo erleben Besucherinnen und Besucher einen Mini-Masola-Regenwald.
Dhruvi Dressen, die Partnerin von Severin Dressen, pflichtet bei: «Moderne Zoos sind wichtig. Sie vermitteln Nachhaltigkeit und Respekt vor dem Leben.» Dies sind auch Säulen ihrer Religion oder Lebensart – des Jainismus. Ökologie und Nachhaltigkeit gehören zu dessen DNA. Menschen und Tiere sollen in dieser in Harmonie zusammenleben.
Aber stellen Zoos für die Tiere nicht eine Freiheitsberaubung dar? Nein, sagt der Direktor: «Man darf bei Tieren nicht dieselben Massstäbe anlegen wie bei Menschen. Tiere haben immer ein Sicherheitsbedürfnis, welches das Freiheitsbedürfnis massiv überwiegt.»
Manche Tiere gibt es nur noch im Zoo
Und wie ist es beim Artenschutz: Taugt der Zoo als Arche Noah, also als Möglichkeit, Arten vor dem Aussterben zu retten?
«Jein», meint Severin Dressen. «Als Zoo haben wir den Auftrag, maximale Biodiversität zu erhalten.» Diesen könne man aber nur bedingt übernehmen: «Wir haben in westlichen Zoos lediglich Populationen für etwa 12’000 Tierarten – bei mehreren Millionen Arten, die da draussen existieren.»
Für die Tierarten im Zoo hätten sie aber durchaus eine Archefunktion, mit Reservepopulationen für bedrohte Arten. Leider gebe es immer mehr Tierarten, die nur noch in Zoos existieren. Diese Tiere könnten ausserhalb der Zoos wieder angesiedelt werden, wie jüngst der vom Aussterben bedrohte Waldrapp in der Nähe von Zürich.
Nicht einmal ein Insekt zertreten
Aus Sicht des Jainismus sind alle Lebewesen schützenswert, auch Pflanzen und Mikroorganismen. Es gibt dabei verschiedene Gruppen, welche die Lehre unterschiedlich streng auslegen. Jain-Mönche sind bekannt für ihre rigorose Lebensweise. Sie wischen den Weg vor sich, um kein Insekt zu zertreten.
So weit geht Dhruvi Dressen nicht. Sie verzichtet als Vegetarierin auf Fleisch und Fisch. Severin Dressen geniesst ab und an ein Stück Fleisch. Zweifel plagen ihn dabei mehr aus ökologischen Gründen: «Der Fleischkonsum gerade in der westlichen Welt ist nicht nachhaltig.»
Hilft Religion dem Artenschutz?
Severin Dressen ist Biologe und in einem christlich geprägten Umfeld aufgewachsen. Wie schätzt er die Weltreligionen ein, wenn es um Nachhaltigkeit und Tierschutz geht? «Sie helfen mehr, als sie schaden», sagt er.
In den monotheistischen Religionen oder im Jainismus schätzt er die Verantwortung und das Engagement von Gläubigen für die Bewahrung der Schöpfung. «Das war nicht immer so. Die christlichen Konfessionen haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt und refokussiert», so Severin Dressen.
Und Dhruvi Dressen ergänzt: «Wenn wir glauben und nachhaltiger mit der Natur und anderen Menschen in Harmonie leben, können wir alle nur gewinnen.»