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Audio
Wem gehört der öffentliche Raum?
Aus Kontext vom 14.06.2022. Bild: IMAGO / Rolf Poss
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Sensibilisierung nötig Gegen die Angst im öffentlichen Raum

Pfiffe, Sprüche und sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum gehören für viele Frauen zum Alltag. Initiativen machen sich dafür stark, damit Frauen dies nicht einfach hinnehmen müssen – und klären dabei auch Männer auf.

«Mein Mitbewohner hat mir vor kurzem erzählt, dass er nachts, wenn er nicht schlafen kann, einen Spaziergang am Rheinufer entlang macht – danach schlafe er wie ein Baby. Ich könnte mir nie vorstellen, mitten in der Nacht draussen allein einen Spaziergang zu machen.»

Diese Aussage stammt von einer jungen Frau, die für das Projekt «Raum für alle» ihre Gedanken unterwegs auf der Strasse mit dem Smartphone aufgenommen hat. Diese und weitere Audioaufnahmen von Frauen zeigen, wie unterschiedlich der öffentliche Raum je nach Geschlecht wahrgenommen wird.

Video
«Raum für alle» möchte auf Diskriminierung im Alltag hinweisen
Aus Kulturplatz vom 18.08.2021.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 36 Sekunden.

Eine vermeintliche Normalität beenden

Hinter dem Projekt stehen Annick Senn und Larissa Bucher. Beide haben schon Belästigungen und Grenzüberschreitungen im öffentlichen Raum erlebt. Das Problem: Solche Handlungen können gesetzlich nicht geahndet werden.

«Ich kann für die Mehrheit der Frauen und weiblich gelesenen Personen sprechen, dass man seit der Pubertät mit Pfeifen und Anmachsprüchen konfrontiert wird, mit grenzüberschreitenden Handlungen im Ausgang. Die Gesellschaft nimmt das einfach so hin, es ist Normalität», sagt Annick Senn.

Gegen diese vermeintliche Normalität richtet sich ihre Sensibilisierungskampagne. Die beiden jungen Frauen sind nicht die einzigen, die in jüngster Zeit auf das Thema Gleichstellung im öffentlichen Raum aufmerksam machen wollen.

Zivilcourage fördern

In der Romandie und in Zürich gibt es seit kurzem Online-Meldetools, mit denen Betroffene oder Zeuginnen derartige Grenzüberschreitungen anonym registrieren können. Martha Weingartner von der Fachstelle für Gleichstellung in Zürich sagt, das allein helfe den Betroffenen bereits.

Beim Projekt «Zürich schaut hin» gehe es auch darum, die Zivilcourage der Menschen zu fördern. «Nicht wegschauen, sondern aktiv werden», sagt Weingartner. Dazu sei man in engem Austausch mit vielen Allianzpartnern: etwa mit der offenen Jugendarbeit, mit Clubs und Bars, aber auch mit Schulen und LGBTQ-Organisationen.

Das Projekt «Zürich schaut hin»

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«Zürich schaut hin» ist ein Projekt des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich und der Fachstelle für Gleichstellung. Ziel ist, dass der öffentliche Raum allen Bewohnerinnen und Bewohnern gleichermassen zur Verfügung stehen soll – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Hautfarbe und unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Behinderung leben.

Gendergerechte Stadtplanung

Neben Sensibilisierungskampagnen gibt es auch eine konkrete Massnahme, die das Sicherheitsgefühl aller Menschen im öffentlichen Raum steigern kann: die gendergerechte Stadtplanung.

Stephanie Tuggener ist Co-Präsidentin des Vereins Lares. Dieser setzt sich dafür ein, dass alle Menschen einen gleichen Zugang zu öffentlichen Orten haben. Beim Bau des Pfingstweidparks in Zürich stand Lares zum Beispiel beratend zur Seite.

Der Verein Lares

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Lares ist ein Netzwerk, das sich für einen Kulturwandel im Planen und Bauen einsetzt, damit die Bedürfnisse aller Nutzerinnen und Nutzer berücksichtigt werden.

Mit seinem Beratungsangebot unterstützt Lares Bau- und Projektträgerschaften beim gender- und alltagsgerechten Planen und Bauen.

«Ein wichtiges Kriterium für ein hohes Sicherheitsgefühl ist die Orientierung – dafür sorgt der Rundweg um den Park herum. Zudem ist eine ausreichende Beleuchtung sehr wichtig und eine freie Sicht auf alle Ecken des Areals», sagt Tuggener: «Dafür sorgen die Abstände zwischen den Bäumen.»

Langer Weg zur Gleichstellung im öffentlichen Raum

Gendergerechte Stadtplanung, Prävention und Sensibilisierung: Ein Strauss von Massnahmen auf individueller, gesellschaftlicher und struktureller Ebene ist notwendig, damit der öffentliche Raum von allen Gruppen der Gesellschaft mit dem gleichen Selbstverständnis genutzt werden kann.

Video
Städtebau: Freiraum ist mehr als der Raum dazwischen
Aus Kulturplatz vom 30.05.2018.
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Annick Senn von «Raum für alle» zieht nach dem ersten Jahr seit Projektstart ein positives Fazit: «So viele Männer haben mir gesagt, dass ihnen das Problem zwar bewusst war, aber nicht in diesem Ausmass. Als sie die Audioaufnahmen auf unserer Webseite hörten, erkannten sie, was es wirklich bedeutet, sich als junge Frau im öffentlichen Raum zu bewegen.»

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 14.06.2022, 9:05 Uhr

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