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Interview Georg Klingler von Greenpeace: Bilder bei Kampagnen
Aus Kultur-Aktualität vom 11.11.2021.
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Simon Kofes Videoansprache Greenpeace-Campaigner: «Das Bild hat es auf den Punkt getroffen»

Bis zu den Oberschenkeln im Meer stehend hat sich der Aussenminister des Inselstaats Tuvalu mit einem eindringlichen Appell an die Weltklimakonferenz gewandt: «Wir gehen unter, aber das tun alle anderen auch», sagte Simon Kofe in einer Videoansprache, die beim UN-Klimagipfel in Glasgow übertragen wurde.

Der Südseestaat Tuvalu mit seinen 12'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist infolge der Klimakrise vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Das Bild, das Kofe benutzt hat, war drastisch: Seht her, uns steht das Wasser fast bis zum Hals. Wie wirkungsvoll eine solche Bildsprache ist, erklärt Georg Klingler, Kampagnenleiter von Greenpeace.  

Georg Klingler

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Georg Klingler ist Klimaexperte und Kampagnenleiter bei Greenpeace.

SRF: Was sagen Sie als Klimaexperte und Kampagnenleiter bei Greenpeace – war Kofes Auftritt gut?

Georg Klingler: Ja, aus meiner Sicht sind solche Bilder wichtig, um uns alle immer wieder daran zu erinnern: Es handelt sich um eine handfeste Bedrohung.

Der UN-Klimagipfel ist nicht einfach eine Konferenz, bei der man abstrakte Sachen verhandelt. Sie muss wirklich zu Resultaten führen, die die Bedrohung für Hunderte von Millionen Menschen, die zum Beispiel vom Meeresspiegelanstieg bedroht sind, auch abwenden kann. Daher hat das Bild es auf den Punkt getroffen.

Welche Macht Bilder haben, weiss niemand so gut wie Greenpeace. Ihre Aktionen sind laut und drastisch. Wie wichtig sind Bilder in der Vermittlung von Inhalten?

In den Kampagnen sind die Bilder sind das A und O. Schlussendlich sind die Umweltschutzthemen, zu denen wir arbeiten, immer komplex, wenn man genau hinschaut. Die Klimaerwärmung hat tausende Ursachen und viele Folgen. Wir können das schlecht überblicken. Mit einem Bild versuchen wir, diese Komplexität auf einen Blick erfassbar zu machen, einen Aspekt herauszupicken, der einleuchtet.

Die Gefahr besteht aber, dass die Bilder zu einfach, drastisch und laut werden, sodass die Leute gar nicht mehr richtig hinschauen. Da tritt der Mechanismus ein: «Das geht mich nichts an». Dass die Leute sich wirklich noch von Bildern berühren lassen, ist nicht einfach.

Wie erreichen Sie denn das Publikum noch? Müssen die Mittel drastischer werden, damit Aktivisten und Politikerinnen gehört werden?

Das ist die Jackpot-Frage. Gerade in der Schweiz ist es uns bei der Abstimmung über das CO2-Gesetz nicht gelungen, die Menschen mit unseren Botschaften und Bildern zu erreichen. Eine hauchdünne Mehrheit hat das Gesetz abgelehnt, weil andere Bilder, die Angst vor zusätzlichen Kosten und auch die vermeintliche Nutzlosigkeit überwogen haben.

Zur Frage, ob wir drastischer werden müssen: Es fehlt immer noch an Verbindung zum eigenen Leben. Da müssen wir aufzeigen: Was heisst eigentlich eine drei bis vier Grad wärmere Welt?

Da müssen wir mit Bildern arbeiten, die die drastischen Konsequenzen zeigen – immer damit verbunden, dass ich etwas tun kann. Wenn wir ein krasses Bild sehen, aber das Gefühl haben, selber nichts dagegen zu können, ist das Bild nicht so wirksam, wie wir uns das wünschen.

Das Gespräch führte Katrin Becker.

HeuteMorgen, 10.11.2021, 06:00 Uhr ; 

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