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Skurrile Weihnachtstraditionen Erst richtig loben, dann ordentlich trinken

Frittiertes im Kübel und Saures auf dem Christbaum: Ein Blick auf kuriose Weihnachtsbräuche aus aller Welt.

Deutschland: Christbaumloben

«Was für ein schöner Baum! So gerade!» «Und so grün! Nadelt auch kein bisschen.» – So klingt das Christbaumloben. Vor allem im Süden Deutschlands, in Schwaben und dem Allgäu, machen sich die Leute nach Weihnachten auf den Weg, um Freunde und Nachbarn zu besuchen.

Dort angekommen legen sie los – mit einer bisweilen ziemlich ironischen Lobhudelei auf deren Bäume. Wieso sie das tun? Weil der Gastgeber sie dafür belohnt: mit ordentlich Schnaps. Danach dürfte manch eine Lobeshymne noch überschwänglicher ausfallen.

USA: Weihnachtsgurke

Eine Hand greift nach dem Essiggurken-Weihnachtsschmuck auf dem Christbaum.
Legende: Auf der Suche nach der Gurke: Diese Hand greift nach dem «Glück». imago/epd

Für viele US-Amerikaner gehört sie zum Weihnachtsbaum dazu: eine Essiggurke aus Glas. Versteckt hängt sie zwischen den anderen Kugeln. Wer sie zuerst in den Zweigen entdeckt, darf das erste Geschenk öffnen, bekommt ein Extra-Geschenk oder avanciert im kommenden Jahr zum Riesen-Glückspilz.

Merkwürdigerweise sind die meisten Amerikaner überzeugt, die «Weihnachtsgurken-Tradition» komme aus Deutschland. Dabei haben die meisten Deutschen noch nie von dieser vermeintlich alten Tradition gehört. Mit einer Ausnahme: Die deutschen Glasbläser wissen inzwischen von der amerikanischen Liebe zur Glasgurke und stellen sie deshalb her – für den Export in die USA.

Japan: Kentucky Fried Chicken

Frittierte Hänchenflügel in einer Kartonschale.
Legende: Frittierte Hähnchen an Heiligabend: An Weihnachten kommt bei den Japanern Fastfood auf den Tisch. Getty Images

Fondue chinoise, gefüllter Truthahn, Gänsebraten – an Weihnachten wird der Gaumen hierzulande verwöhnt. Im nicht christlichen Japan ist das Weihnachtsfest zwar kein Feiertag, eine kulinarische Tradition hat sich dennoch etabliert: Es kommt ein Eimer frittierte Pouletflügel auf den Tisch.

Wie es zu diesem schrägen Brauch kam? Durch geschicktes Marketing der amerikanischen Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken. Diese stellt jedes Jahr ein Weihnachtsmenü für die Japaner zusammen.

Island: Jolasveinar

Vier bärtige Männer.
Legende: Island gönnt sich nicht nur einen, sondern gleich dreizehn Weihnachtsmänner. Hier sind vier der trollartigen Kerle. mauritius images/Arctic Images/Alamy

Die Isländer haben nicht nur einen Weihnachtsmann, sondern gleich dreizehn: die Jolasveinar – die Weihnachtskerle. Sie sind, ihren Namen nach zu urteilen, ziemlich frech. Sie heissen Türknaller, Wurstschnapper, Schnüffler oder Löffellecker etwa.

Die dreizehn Schlawiner leben in den Bergen und kommen ab dem 12. Dezember einzeln zu den Leuten herabgestiegen. Jeden Tag einer mehr, bis sie an Heiligabend alle versammelt sind.

Isländische Kinder legen deshalb jeden Abend ihren schönsten Schuh nach draussen auf die Fensterbank und hoffen, dass ihnen der jeweilige Weihnachtskerl ein kleines Geschenk hineinlegt.

Österreich: Christbaumtauchen

Taucher fischen einen Weihnachtsbaum aus dem Wasser.
Legende: Wenns dunkel wird, tauchen sie ab: Die Christbaum-Fischer in Österreich. zvg

Im Salzkammergut hat sich seit den 60er-Jahren das Christbaumtauchen etabliert. Dafür wird ein mit elektrischen Kerzen bestückter Tannenbaum in einem See versenkt. Nach Einbruch der Dunkelheit tauchen Mitarbeiter von Wasserrettung und Feuerwehr nach dem hell erleuchteten Baum.

Das Spektakel wird mit Fackeln und einer Blaskapelle begleitet. Den Abschluss macht der römische Gott des Meeres: Ein Neptun im Neoprenanzug taucht aus den Fluten auf und verteilt Geschenke an die Kinder.

Sendung: Kultur aktuell, 22.12.2017, Radio SRF 2 Kultur, 17.08 Uhr

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