In Freiburg im Breisgau betreibt der deutsche Physiker und Psychologe Walter von Lucadou eine Parapsychologische Beratungsstelle.
Dafür gibt es viel Bedarf: Umfragen haben ergeben, dass zwei Drittel der Menschen in ihrem Leben schon einmal in Situationen geraten sind, die sie als übersinnlich und unerklärlich erfahren haben.
So erhält von Lucadou jährlich über 3000 Anrufe mit Berichten von unerklärlichen Geschehnissen. Mit seiner Beratungsstelle hat er also alle Hände voll zu tun.
Dem Spuk auf der Spur
Seit über 40 Jahren ist von Lucadou dem Spuk auf der Spur und berät Personen, die von paranormalen Erlebnissen berichten. Nicht zuletzt beschert ihm auch der wachsende Esoterikmarkt einige verunsicherte Anrufer.
Etwa von einem Immobilienmakler, der wissen wollte, ob er einer Hellseherin glauben könne und nun wirklich alle seine Häuser verkaufen müsse, weil sie ansonsten einem Unwetter zum Opfer fielen.
Er habe den Mann vom Verkauf abhalten können, erzählt von Lucadou: So habe er schon einigen Menschen geholfen, Geld zu sparen.
Wie kommt man dazu, sein Leben dem Spuk zu verschreiben? Von Lucadous Interesse ist dem deutschen Biologen und Philosophen Hans Driesch zu verdanken.
Driesch war der erste, der sich auf wissenschaftlicher Ebene mit parapsychologischen Phänomenen auseinandersetzte. Von Drieschs Buch war der damals 17-jährige von Lucadou so angetan, dass er nebst seinem Physikstudium auch noch Psychologie belegte.
«Spukhafte Fernwirkung»
Von Lucadou ist überzeugt: Telepathie, Hellsehen oder Psychokinese gibt es wirklich. Viele dieser Ereignisse seien mit physikalischen Mitteln begründbar.
Kausal nicht erklärbare Phänomene erklärt von Lucadou mit einem quantenphysikalischen Phänomen: der Quantenverschränkung.
Dieses besagt vereinfacht gesagt, dass zwei Teilchen (zum Beispiel Elektronen), die quantenmechanisch verknüpft sind, sich trotz weiter Distanzen wie ein einheitliches System verhalten. Sobald sich also der Zustand des einen verändert, erfolgt augenblicklich auch eine Zustandsänderung des anderen Teilchens – selbst wenn die Teilchen weit voneinander entfernt sind.
Dies widerspricht der klassischen physikalischen Intuition, dass Teilchen nur durch direkte, räumlich unmittelbare Einflussnahme interagieren. Albert Einstein nannte dies ironisch «spukhafte Fernwirkung».
Entstammt der Spuk der Psyche?
So ist Spuk für von Lucadou ein beeindruckendes Naturphänomen. Übernatürliche Kräfte seien dabei nicht am Werk. Vielmehr seien solche Begebenheiten eine Reaktion des Menschen mit seiner Umgebung.
Damit meint er: Die einen reagierten auf psychische Probleme mit psychosomatischen Reaktionen. Bei anderen schlagen sich diese stattdessen in ihrer Umgebung nieder. Spuk ist für von Lucadou also oft die Externalisierung von psychischen Problemen.
Das brennende Büro
Dafür nennt von Lucadou folgendes Beispiel: In einer Firma beginnt es immer dann, wenn der Chef auf Reisen ist, zu brennen. Polizei und Feuerwehr haben schon alles untersucht, Brandstiftung und andere Faktoren konnten ausgeschlossen werden.
Der Firmenchef ist verzweifelt und meldet sich bei von Lucadou. Dieser findet heraus: Die Volontärin der Firma hat ein sehr enges Verhältnis zum Chef, ist eifersüchtig auf dessen Ehefrau und wünscht den Chef zurück, sobald er wegfährt.
Von Lucadou kommt zum Schluss: Die Verschränkung ihrer Psyche mit dem Büro verursachte das Feuer – der Spuk ersetzt symbolisch das Problem.
«Psycho-physikalische Systeme»
Klingt verrückt? Von Lucadou erklärt sich diese Begebenheiten durch ein sogenanntes «psycho-physikalisches System». Demgemäss bestehe eine Verschränkung zwischen psychischen Vorgängen im Menschen und physikalischen Wirkungen im Aussen.
Der Mensch sei also mit seiner Umgebung verschränkt. Aber nicht bei jedem Menschen verursache diese Kopplung auch externe Folgen wie Spuk.
Von Lucadou sagt, er habe wiederholt erleben können, dass der scheinbare Spuk just in dem Moment vorbei war, in dem die Betroffenen ihr ins Aussen projizierte Problem gelöst hatten.
Viele Kritiker
Für die Physik ist das ein verwegener Gedanke. So hat von Lucadou viele Kritiker – die Parapsychologie ist in der Wissenschaft ein polarisierendes Thema.
Dennoch steht von Lucadou mit seinem Theorieansatz nicht ganz alleine da, auch der Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli und der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung haben ähnliche Theorien bereits in Betracht gezogen.