Klöster und Ordensgemeinschaften prägten mit ihren Bibliotheken, Spitälern, Schulen und Internaten einst Generationen von Menschen. Heute lösen sich viele Klöster der Schweiz selbst auf. Ihre sozialen Aufgaben hat längst der Staat übernommen.
Kleiner werdende Gemeinschaften ziehen sich in einen Teil der historischen Gebäude zurück. Andere ziehen aus, wie derzeit die Kapuziner, die Olten verlassen. Ein Paukenschlag: Eine Ära geht zu Ende.
Schambesetztes Thema
Die Zukunft der Klöster beschäftigt die Gemeinschaften seit Jahren. Öffentlich darüber reden wollen nur wenige. Acht Frauengemeinschaften haben SRF für ein Gespräch abgesagt. Das Thema ist mit Scham behaftet, Perspektiven und Patentrezepte scheinen bis heute zu fehlen. Wie wird es gelingen, die klösterliche Kultur und Lebensweise in die Zukunft zu retten?
Oft werden verlassene Klöster umgenutzt. Im ehemaligen Kapuzinerkloster in Stans im Kanton Nidwalden dreht sich alles um Kulinarik im Alpenraum. Der Unternehmer Samih Sawiris hat den Sitz seiner Orascom Development Holding AG in einem ehemaligen Frauenkloster in Altdorf eingerichtet.
In einigen Klöstern ziehen auch neue religiöse Gemeinschaften ein. Andere stellen Wohnraum zur Verfügung wie die Schwestern im Kloster Fahr in Unterengstringen bei Zürich. In ihrer ehemaligen Bäuerinnenschule ist ein Projekt für Mehrgenerationenwohnen untergebracht. Weitere Klöster verlegen sich auf Seminare, Hotelbetrieb oder spirituelle Angebote.
Hier kann man Klosterluft schnuppern
Im Zisterzienserinnen-Kloster Mariaziell-Wurmsbach am oberen Zürichsee leben acht Schwestern. Die Äbtissin Monika Thumm schaut relativ entspannt in die Zukunft: Nach der Reformation im 16. Jahrhundert lebten nur noch vier Schwestern im Kloster, um 1900 waren es wieder 60.
Vor drei Jahren gaben die Schwestern schweren Herzens ein Mädcheninternat auf. Nun bieten sie eine «Auszeit mit spirituellem Flair» für junge Frauen und Männer an. Diese leben einen Monat oder länger im Kloster, arbeiten mit und haben Zeit, ihren persönlichen Fragen und Anliegen nachzugehen.
Auszeit vom Alltag
Auch das Kapuzinerkloster Rapperswil öffnet seine Tore weit für Gäste. Die Kapuziner gehen auf den heiligen Franz von Assisi zurück. Sie sind dem Ideal der Armut verpflichtet. Als «Bettelorden» gehört das Teilen zu ihrer DNA.
Im «Kloster zum Mitleben» in Rapperswil bleiben Interessierte eine Woche, Kurzzeitgäste drei Tage. Manche nehmen im Kloster auch eine längere Auszeit vom Alltag. Die Plätze sind begehrt, es gibt sogar eine Warteliste. Das Projekt leitet eine ökumenische «Lebensgemeinschaft auf Zeit». Dazu gehören sechs Kapuziner und eine evangelisch-reformierte Pfarrerin.
Die Kapuziner drehen den Spiess um: Sie stellen nicht die Sorgen um die Zukunft der Gemeinschaft in den Vordergrund, sondern die Nöte und Fragen der Menschen. Viele interessieren sich für Spiritualität und Meditation, wollen sich zurückziehen und suchen die Stille. Hier knüpfen die Kapuziner an.
Mit ihren Angeboten können Klöster wie die Kapuziner in Rapperswil oder die Zisterzienserinnen in Mariazell-Wurmsbach weiterhin ein spiritueller Schatz für die Menschen in der Schweiz sein.