Jasmine Ho kann das Experiment kaum erwarten. Ob die Virtuelle Realität tatsächlich so gegen Rassismus wirkt, wie das Studien aus den USA bereits gezeigt haben?
Normalerweise arbeitet die Neuropsychologin mit Schmerzpatienten. Doch heute stellt sie mit der «Einstein»-Moderatorin Kathrin Hönegger ein Experiment nach, das rassistische Vorurteile abbauen soll.
Toleranter dank VR-Brille?
Die These: Wenn weisse Menschen mit der VR-Brille ihrem Hirn vorgaukeln, sie steckten in einer schwarzen Haut, dann werden sie schwarzen Menschen gegenüber empathischer. Das Einfühlungsvermögen soll sich in weniger rassistischen Vorurteilen zeigen.
Zuerst testet Jasmine Ho mit einem Test der Harvard Universität Kathrin Höneggers unterbewusste rassistische Vorurteile. Das Resultat erfährt Hönegger erst am Ende. Dann verkabelt die Psychologin die «Einstein»-Moderatorin und setzt ihr die VR-Brille auf.
Virtuelle dunkle Haut
Nun taucht Kathrin Hönegger ein in eine ungewohnte Bildwelt: Sie kann an sich hinunterblicken, ihre dunkelhäutigen Arme und Füsse sehen. In einem virtuellen Spiegel sieht sie «ihr» dunkelhäutiges Gesicht.
Gute zehn Minuten dauert es, bis Kathrin Höneggers Hirn sich an die neue Hautfarbe gewöhnt hat und sich dieser Körper nicht mehr fremd anfühlt.
«Das Hirn sagt nun wegen der multisensorischen Erlebnisse, der synchronen Bewegungen und der passenden Perspektive: Das ist der eigene Körper», erklärt Jasmine Ho den Effekt der Virtuellen Realität.
Umstrittener Test
Dieses Einnehmen der Perspektive einer schwarzen Person soll die Empathie für Menschen mit anderer Hautfarbe steigern.
Doch was sagt der Rassismustest nach dem VR-Erlebnis? Tatsächlich hatte Kathrin Hönegger vor dem VR-Erlebnis – wie praktisch alle weissen Menschen – unbewusste rassistische Vorurteile. Danach waren diese verschwunden.
Der Test ist allerdings nicht unumstritten, wie Jasmine Ho weiss: «Es gibt auch Fachleute, die sagen, je mehr man den Test wiederhole, umso weniger rassistisch antworte man.»
Emotionale Wirkung
Doch unbestritten ist: Das VR-Erlebnis hat einen emotionalen Effekt. Auch Kathrin Hönegger ist überrascht, wie sehr sie das Experiment, bei dem sie nur virtuell in eine andere Hautfarbe geschlüpft ist, bewegt.
Diesen Effekt wollen sich Institutionen in den USA nun zu Nutze machen – und mit VR-Brillen gegen Rassimus kämpfen.