In den Naturweinen von Anne-Claire Schotts steckt viel von ihrer eigenen Persönlichkeit. So heisst einer ihrer Weine «Anne-Sombre», also «Anne-Dunkel». Der zeige ihre magische, versteckte Seite, sagt sie. Auf ihrer Homepage sieht man dazu ein Foto, auf dem sie der Betrachterin die Zunge herausstreckt.
Ihr Weingut im Twann hat die junge Winzerin vor fünf Jahren von ihren Eltern übernommen, nachdem sie erst Kunstgeschichte und Soziologie und anschliessend Önologie studiert hatte.
Seither hat Schott erst auf biologische, dann auf biodynamische Anbauweise umgestellt. Und angefangen, Naturweine zu machen – Weine, denen während der Gärung nichts beigefügt wird, keine Hefen, kein Schwefel. Sie werden auch nicht gefiltert, bevor sie in die Flasche kommen.
Biodynamische Naturweine brauchen viel Zeit und Handwerk, denn es ist es nicht ganz einfach, auf diese Art gute und geschmacklich saubere Weine zu machen. Anne-Claire Schott liebt die Herausforderung: «Es ist toll, nicht einem Schema entsprechen zu müssen, ich kann mich frei von allen Barrieren austoben, das ist mir wichtig.»
Schon ihr Vater hat viele verschiedene Rebsorten angebaut – daraus kreiert sie nun auch ungewohnte, schräge Cuvées: Im «Anne-Sombre» mischt sie dunkle Rotweintrauben mit weissem Gewürztraminer – und zwar schon vor der Gärung.
Wachsende Fangemeinde für Naturwein
Ihre Weine kommen an. Naturwein ist zwar erst eine kleine Nische in der Weinwelt, aber er hat eine wachsende Fangemeinde. Hierzulande ist die Produktion von Naturwein gerade erst am Anlaufen.
Zusammen mit anderen Winzerinnen und Winzern hat Anne-Claire Schott im letzten Januar den Verein Schweizer Naturwein gegründet, der die Kriterien für die Herstellung von Naturwein festlegt. Erst 25 Weingüter sind Mitglied – das ist weniger als ein Prozent aller professionellen Keltereien der Schweiz.
Aber die Naturweinszene professionalisiert sich. Was zuerst von vielen Weinkennerinnen als vorübergehender Modetrend abgetan wurde, etabliert sich langsam aber sicher in einer stabilen Nische.
Eine Rebellin im Weinberg
Naturwein entspricht dem Zeitgeist: Für die Winzerin Anne-Claire Schott ist ihre Art, zu arbeiten – biodynamisch im Weinberg, naturbelassen im Keller – auch ein politischer Akt: «Das ist eine Kritik an unserer Konsumgesellschaft, an der Nahrungsmittelindustrie, an der Normierung des Geschmacks, an der chemischen Industrie, an der Schnelllebigkeit. Es ist auch eine Arbeit für den Klimaschutz. So zu arbeiten stellt vieles infrage, was eigentlich normal ist.»
Auf die Frage, ob sie sich als Rebellin im Weinberg sieht, antwortet die Winzerin: «Ja! Wenn ich schon so viel Energie und Gedanken reinstecke, muss ich mit meinem Wein auch etwas mitteilen.»