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Bild 1 von 5. Virtuos gespielt wird seit 25 Jahren: Das Jazz-Festival Schaffhausen präsentiert sich munter wie eh und je. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Macht seit 25 Jahren freie Licht-Improvisation am Schaffhauser Jazzfestival: Lichttechniker Damir Zizek. Bildquelle: Peter Pfister .
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Bild 3 von 5. Ist seit 18 Jahren mit dabei, und das erste Mal hat er extra eine Woche Ferien dafür genommen: Der Mann für alle Fälle Roli Fricker. Bildquelle: Peter Pfister.
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Bild 4 von 5. Stage Manager Ueli von Burg Ist dabei, seit er 15 Jahre alt ist: Sein damaliger Schlagzeuglehrer hat jeweils an der Bar gearbeitet. Bildquelle: Peter Pfister.
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Bild 5 von 5. Werner Dönni, Live-Tontechniker: «Vor 25 Jahren war's ein totales Chaos und ein Freak-Haufen. Und es ist nicht immer alles gelungen, aber es hatte extrem viel Atmosphäre.». Bildquelle: Peter Pfister.
Wer an «Jazzfestival» und «Schweiz» denkt, dem kommt wohl als erstes Montreux in den Sinn, und kurz danach Willisau. Natürlich, denn diese beiden Festivals, die seit den 1960er-Jahren existieren, geniessen ein Renommee, das weit über die Landesgrenzen hinausgeht. Jazzer der populäreren Art von Miles Davis bis Prince standen auf der Bühne in Montreux, und Freejazzer von Archie Shepp bis John Zorn zeigten ihre Kunst im Luzerner Hinterland.
Aber Schweizer Jazz?
Schweizer Jazz schaffte es, wenn überhaupt, nur häppchenweise in diese grossen Festivals. Im Kammgarn Kulturzentrum in Schaffhausen, am alljährlichen Schaffhauser Jazzfestival, steht er im Mittelpunkt. Und dies seit 1990.
Die Tatsache, dass einheimisches Schaffen es kaum je in die Programme der grossen Schweizer Festivals schaffte, bewog zwei junge Musiker – die Gitarristen Urs Röllin und Hausi Naef – selber ein solches auf die Beine zu stellen. Und weil sie eben in Schaffhausen lebten, geschah dies praktischerweise dort.
Auch wenn das allererste Jazzfest 1990 natürlich als Versuchsballon stieg, wurde es sofort wahrgenommen. Das entsprach einem offensichtlichen Bedürfnis, und die beiden Schaffhauser Enthusiasten hatte dieses gespürt. Auch Schweizer Radio DRS stieg schon im zweiten Jahr ein. Und zwar gleich richtig: Sämtliche Konzerte wurden aufgezeichnet und später im Programm von DRS 2 gesendet. Ein Multiplikationseffekt für Festival und Musiker, der kaum unterschätzt werden kann. Bald folgten Direktübertragungen, und die Zeitungen des nahen Zürich und darüber hinaus sandten einen Korrespondenten zur Berichterstattung.
Eine Erfolgsgeschichte also!
25 Jahre später hat sich die Jazzszene Schweiz grundsätzlich verändert. Das liegt in erster Linie an den besseren Ausbildungsangeboten. Aus den kleinen und halbprivat geführten Jazzschulen sind Bologna-zertifizierte Fachhochschulen geworden, die jedes Jahr etwa 80 diplomierte Jazzmusikerinnen und -musiker in die freie Wildbahn entlassen. Und weil die alle auf die Bühne drängen, gibt es heute auch mehr Auftrittsgelegenheiten. Neben dem Schaffhauser Jazzfestival präsentieren ein halbes Dutzend andere – das «BeeJazz» in Bern, das «Unerhört» in Zürich, Festivals in Baden, Aarau, Zug, usw. – einheimisches Jazzschaffen.
Könnte das Schaffhauser Jazzfestival demnach ein Auslaufmodell sein? Durchaus. Andere können mittlerweile seine Funktion übernehmen. Nur, wer will das? Das Festival findet an einem guten Ort statt, denn das Kammgarn hat ideale Räume und ein gutes Restaurant. Eine künstlerische Leitung mit eingespieltem Team, die das Geschäft à fond kennt und gescheit programmiert, sorgt für Kontinuität.
Und schliesslich: Weshalb soll alles in den Zentren stattfinden? Ein Wochenende in der wunderschönen Provinzstadt Schaffhausen, nahe dem Rheinfall, mit Museen und hübschen Gassen zum Flanieren ist wie Ferien. Kulturferien natürlich!