Filmtipp
Surrealistischer Klamauk: Der französische Filmemacher Quentin Dupieux hat der Welt den Killerpneu «Rubber» geschenkt. Nun zollt er dem Meister des Surrealismus angemessen Tribut. «Daaaaaalí!» hat sechs «A» im Titel und sechs verschiedene Dalí-Darsteller. In einer Endlosschleife verschachtelt er das absurde Interview einer Journalistin mit Maler Salvador Dalí in ein immer wieder abgebrochenes Mittagessen in der Traumerzählung eines Bischofs. «Daaaaaalí!» ist ein intelligenter Blödsinn, der seine intellektuell hochgetakteten, kunsthistorisch informierten Meta-Ebenen voller Hingabe tiefstapelt und dabei auch noch wunderschön gefilmt ist. (Michael Sennhauser)
Buchtipp
Wer hat meinen Vater getötet? 1963: Zora del Buono war noch ein Baby, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam. Jetzt, mehr als 60 Jahre später, hat sich die Schweizer Schriftstellerin auf die Suche nach dem Mann gemacht, der den Unfall damals verschuldet hat. Daraus entstanden ist der Tatsachenroman «Seinetwegen». Was war der Verursacher für ein Mensch? War er wirklich der Hallodri, als der er in ihrer Familie immer galt? Zora del Buonos Buch ist keine Anklageschrift, sondern ein nachdenklich stimmendes Buch über Schuld. (Katja Schönherr)
Konzerttipp
Popstar im Bierhübeli: Suzanne Vega wurde in den 1980er-Jahren durch Hits wie «Luka» und «Tom’s Diner» berühmt. Heute besingt die New Yorkerin die Rattenplage, Meinungsfreiheit und ungeschützte Pflegeberufe. Auch mit 65 bringt sie ihre Geschichten mit scharfer Beobachtungsgabe, aber auch viel Wärme. Dass sie als Performerin gerade so viel Gas gibt, liegt womöglich auch an ihrem Duopartner, dem Rockgitarristen Gerry Leonhard. Zwei coole Senioren auf der Höhe ihres Schaffens. (Annina Sallis)
Ausstellungstipp
Kriegsfotografie mal anders: Wo Worte an ihre Grenzen kommen, können Fotografien das Unsagbare vermitteln. Einen besonderen Zugang zur Kriegsfotografie wählt der israelische Fotograf Edward Kaprov. 2022 reiste er in die Ukraine und dokumentierte mit einer Kameratechnik aus dem 19. Jahrhundert den Krieg im Donbass. Entstanden sind einzigartige Schwarz-Weiss-Bilder der Menschen im Kriegsgebiet. (Igor Basic)
Albumtipp
Die «Eras Tour» der Los Campesinos!: Nach sieben Jahren Abstinenz zaubert die Band aus Wales ein Album, das gleichermassen nach 00er-Jahre wie nach dem grossen Schritt vorwärts tönt. Die siebenköpfige Band fiel schon damals ins Nirgendwo zwischen den Musiksammlungen von Indie-Nerds und Emo-Kids. Dank ihres Wortwitzes und immer wieder guter Wucht fanden Los Campesinos! im von «Irgendwas-mit-Indie-Bands» überfluteten Zeitalter (ca. 2005 bis 2015) ihre treue Gefolgschaft. Jetzt präsentiert sich die Band mit leicht geänderter Besetzung, aber altem Rezept, was jedoch keinesfalls wie Wiederholung tönt, sondern eher wie das Destillat von all dem bisher erlebten. (Andreas Rohrer)