Ausstellungstipp
Nichts ist nicht nichts, weiss das Museum für Kommunikation in Bern: Manche machen zu wenig auf der Arbeit. Das Museum für Kommunikation macht sogar Nichts. Das hat nicht mit Arbeitsverweigerung zu tun, sondern ist der Titel der neuen Wechselausstellung. Darin wird der Fokus auf das Nichts in seinen unterschiedlichen Ausprägungen gelegt. Sei es der «Hauch von Nichts», der die Strumpfhosenwerbung verspricht. Oder die Schilderung eines geflüchteten Menschen, der plötzlich vor dem Nichts steht. «Nichts» zeigt, dass wir in unserem Alltag umgeben sind von Leerstellen und schärft auf unterhaltsame Weise die eigene Wahrnehmung dafür. (Gisela Feuz)
Literaturtipp
Paul Austers Spätwerk über Leben, Liebe und den Tod: Paul Auster gehört zu den Weltstars der Gegenwartsliteratur. Inzwischen ist er 76 Jahre alt – und er leidet an Krebs. Trotz seiner Erkrankung ist es ihm gelungen, einen weiteren Roman fertigzustellen: «Baumgartner» handelt von Seymour Baumgartner, einem emeritierten Philosophie-Professor, der um seine verstorbene Frau trauert. Die Frage, was nach dem Tod von einem Menschen bleibt, schwebt über dem ganzen Roman. Ein Thema, das Auster verständlicherweise umtreibt. Gut, dass er es noch einmal in Literatur giessen konnte. (Katja Schönherr)
Filmtipp
«Anatomie d'une chute» – Ein spannungsgeladener Gerichtskrimi: Der Mann der Autorin Sandra liegt tot im Schnee neben dem Chalet in den französischen Alpen. Hat er sich vom Dachboden gestürzt oder hat sie ihn gestossen? Justine Triet inszeniert ihre «Anatomie d’une chûte» – die Anatomie eines Falles – als Gerichtsdrama. Tatsächlich aber verhandelt sie mit der grossartigen Sandra Hüller in der Hauptrolle nüchtern, analytisch und spannungsgeladen die Komplexität einer Beziehung. Das hat ihr die goldene Palme von Cannes eingebracht. Und unsere Begeisterung. (Michael Sennhauser)
Musiktipp
Grenzen-sprengende Video-Oper auf der grössten Leinwand der Schweiz: Das dritte Forward Festival in Luzern zeigt an drei Tagen zeitgenössische Musik in speziellen Settings. Das Eröffnungskonzert im Filmtheater des Luzerner Verkehrshauses ist mein persönliches Highlight: Die Video-Oper «An index of metals» (2003), das letzte Werk des italienischen Komponisten Fausto Romitelli, verschmilzt Video, Sound, Elektronik und Gesang. Überbordend, intensiv und rätselhaft, zwischen Pop, Techno und zeitgenössischer Musik, spricht es alle Sinne an. Ein allumfassendes Musik- und Bilderlebnis, dem man sich kaum entziehen kann. (Gabrielle Weber)
Albumtipp
Hörempfehlung für die kalten Nächte Beirut «Hadsel»: Normalerweise ist die amerikanische Indie-Folk-Band Beirut um Zach Condon von den warmen Blasinstrumenten des Balkans, Italiens und des US-Südens inspiriert. nicht so beim neuen Album. Eine Krankheit hatte Condon ausgebremst, woraufhin er sich auf die norwegische Insel Hadsel zurückzog. Zwischen Eiswind und unendlicher Dunkelheit schrieb er dort sein neues Album: Auf «Hadsel» sind es vor allem eine alte Kirchenorgel, eine Baritonukulele und die endlosen Nächte des norwegischen Winters, die durch Mark und Bein dieser Platte gehen. Der perfekte Begleiter für den nahenden Winter. (Lea Inderbitzin)