Filmtipp
Blazer und Boutiquen: Sein Aufstieg in den Olymp der Modewelt war ebenso rasant wie sein tiefer Fall: John Galliano brachte in den 1990ern Romantik, Punk und Verrücktheit in die Mode – und stürzte 2011 nach antisemitischen Pöbeleien tief. Filmemacher Kevin Macdonald spricht nicht nur über, sondern mit John Galliano – und holt auch illustre Weggefährtinnen und -gefährten wie Anna Wintour oder Kate Moss vor die Kamera. Dabei stellt sich Macdonald nicht bedingungslos hinter seinen Protagonisten: Die Frage, ob Gallianos Ausfälle zu verzeihen sind, überlässt er jedem und jeder selbst in diesem differenzierten Porträt. (Brigitte Häring)
Ausstellungstipp
Brüskierende Bilder: Die Werbekampagnen, die Oliviero Toscani ab den 1980er-Jahren für die Kleiderfirma Benetton entwarf, sorgten für hitzige Diskussionen, denn Toscani schreckte vor nichts zurück. Auf seinen Plakaten verknüpfte er Werbung mit gesellschaftspolitischen Themen und zeigte dabei Opfer der Mafia, AIDS-Kranke und Häftlinge aus dem Todestrakt. Es sind Arbeiten, die bis heute zum Nachdenken über Ästhetik und Ethik anregen. Die Ausstellung zeigt zudem das frühe Schaffen des heute 82-jährigen Fotografen, der einst in Zürich die Kunstgewerbeschule besuchte. (Gisela Feuz)
Konzerttipp
Barden in Basel: Zum fünften Mal findet im Mai das «LiedBasel» statt. Im Ansatz interdisziplinär, geht es dem Festival um mehr als nur den Genuss der intimen Liedform. Neben Konzerten mit Tenor Ian Bostridge oder der Sopranistin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir gibt es unter anderem einen Workshop mit der Apnoetaucherin Julia Tobler , einen kabarettistischen Abend und Meisterkurse zum Mitlauschen mit Bostridge und seinem Pianisten Julius Drake. Ein Fest des Liedes! (Benjamin Herzog)
Literaturtipp
Bravouröser Buch-Zweitling: 2022 ist der Oltner Schriftstellerin Rebekka Salm mit ihrem Debütroman «Die Dinge beim Namen» ein Überraschungserfolg gelungen. «Die Schweiz hat eine neue Erzählerin!», lobte der Bestseller-Autor Alex Capus damals überschwänglich. Jetzt legt Rebekka Salm ihren zweiten Roman vor: «Wie der Hase läuft». Auch das wieder: ein raffiniert gebautes Verwirrspiel. Und spannend noch dazu! Es geht um zwei Familien, deren Geschichten miteinander verwoben sein könnten, wohlgemerkt: könnten. (Katja Schönherr)
Theatertipp
Bühnen-Brillanz: Das Schauspielhaus Zürich ist mit Christopher Rüpings «Möwe» dabei und aus der freien Szene treten brillante Performer und Performerinnen an: Vom 23. bis 25. Mai findet im Tessin das elfte Schweizer Theatertreffen statt. Gezeigt werden Produktionen aus allen Landesteilen, das Programm ist vielseitig und vielsprachig. Daneben gibt’s ein reiches Rahmenprogramm. So stellt sich die junge Tessiner Szene vor. Und diese schaut so zuversichtlich wie lange nicht in die Zukunft. (Dagmar Walser)
Albumtipp
Beschwerlicher Brocken: «Wenn ich Musik nur machen würde, um meine Fans zufriedenzustellen, hätte ich als Künstler komplett versagt.» Eigentlich braucht es nur diesen einen Satz, um zu verstehen, warum Damon McMahons sechstes Album «Death Jokes» ein herausfordernder Brocken geworden ist. Während der Aufnahmen haben über 20 ehemalige Mitstreiterinnen und Mitstreiter eine erneute Zusammenarbeit abgelehnt, weil McMahons Ideen anscheinend zu unorthodox waren. Trotzdem liess sich der Musiker aus New York nicht von seiner Vision abbringen. (Luca Bruno)