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Art Basel 2022 Wieder alles beim Alten bei der Art Basel?

Die weltweit wichtigste Kunstmesse fühlt sich wieder normal an. Galeristen, Sammlerinnen und Kunstschaffende aus aller Welt tummeln sich an der Art Basel. Und die Kunst? Zeitkritisch, aber nicht provokativ. Ein Rundgang auf dem Messegelände.

Hüpfend und hoffnungsvoll zur Kunst: Auf dem Messeplatz begrüsst die Bodeninstallation «Out of Sight» des US-amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner die Besucherinnen und Besucher der Art Basel.

Die Arbeit des im vergangenen Dezember verstorbenen Konzeptkünstlers ist angelehnt an das Hüpfspiel «Himmel und Hölle». Es lädt dazu ein, in Kästchen mit Schlagworten wie «Happiness» oder «Vision» zu springen. Den Ausgangspunkt bildet ein Kästchen mit der Inschrift «Eine Position einnehmen».

Kunstwerk auf dem Boden vor der Messehalle.
Legende: Übergrosse Metapher: Ein gigantisches «Himmel und Hölle»-Spiel ziert den Messeplatz vor den Messehallen der Art Basel. Courtesy Art Basel

Eine Position einnehmen – das macht die Art Basel in diesem Jahr auf recht unaufgeregte Weise. Die letzte Ausgabe, die nach pandemiebedingtem Ausfall und Verschiebungen im September 2021 stattfand, war von Euphorie geprägt: Endlich konnten Galeristen, Besucherinnen, Kunstschaffende sich wieder an der Art Basel treffen! Jetzt, ein halbes Jahr später, fühlt sich der Messebetrieb normal an. Als wäre nichts gewesen.

Grosse Hingucker mit Selbstbewusstsein

Die Stimmung ist gut. Die Kunst zeitkritisch, aber nicht provokativ. Das gilt auch für die Art Unlimited, die, wie bereits im vergangenen Jahr, von Giovanni Carmine, dem Direktor der Kunsthalle Sankt Gallen, kuratiert wurde. Zu den Highlights der Art Unlimited gehört die Figur einer schwarzen Frau des britischen Künstlers Thomas J. Price. Die riesige Bronzefigur blickt selbstbewusst über die Besucherinnen und Besucher hinweg.

Skulptur einer schwarzen Frau auf der Art Basel.
Legende: Die fast drei Meter hohe Skulptur einer schwarzen Frau von Thomas J. Price blickt über das Publikum der Art hinweg. Die gewöhnlich anmutende Figur regt zum Nachdenken an: Wieso und für wen errichten wir Denkmäler? Courtesy Art Basel

Die Art Unlimited vereint Arbeiten von rund 50 Künstlerinnen und Künstlern. Darunter wieder sehr grosse Arbeiten. Der Trend der vergangenen Jahre, die Kojen mit kleineren Formaten zu bespielen, ist offenbar rückläufig.

Kleinmachen für das Kunsterlebnis

Zu Beginn des Rundgangs müssen sich die Besucherinnen und Besucher allerdings erstmal klein machen. Die französische Künstlerin Tania Mouraud hat einen sehr speziellen weissen Raum eingerichtet. Alles im Innern des Raumes ist weiss lackiert: Decke, Wände, Boden. Aber der Raum ist nur 1,50 m hoch. Wer grösser ist, kann sich also nur gebückt in dem hellen Raum aufhalten. Eine eigenartige und beklemmende Raum-Erfahrung.

Ein Blickfang im Eingangsbereich der Art Unlimited ist eine Gruppe von Schneiderpuppen: Sie tragen jene Kleidung, die die US-amerikanische Künstlerin Andrea Zittel 2003 bis 2013 selbst entworfen, hergestellt und getragen hat.

Zittel beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Fragen der Nachhaltigkeit, der Ökologie und Ökonomie. Ihre Kleider, Röcke und Ponchos sind so verarbeitet, dass möglichst wenig Abfälle anfallen. Man sieht einfache, gerade Schnitte und immer wieder die gleichen Stoffe, Muster und Farben.

Neben Zittels Kleidern hängt ein grosses Webbild aus Seide von Shannon Bool. Die kanadische Künstlerin hat in Jacquard-Technik ein Bild erstellt, das Kleider zeigt, die wie Häuser aussehen. Vis-à-vis hängen geknüpfte Bilder von Diedrick Brackens aus den USA, die silhouettenhafte schwarze Menschen in einem Kettengewirr zeigen. Die Arbeiten erinnern an William Kentridge, beeindrucken hier aber gerade auch in der Kombination mit anderen textilen Werken.

Sehen und Gesehen-Werden

Eine textile Komponente hat auch die Installation der italienischen Künstlerin Isabella Ducrot. Sie besteht unter anderem aus einer Art grosser Leinwand, auf der die Schatten der umherflanierenden Kunst-Interessierten zu sehen sind. Das passt wunderbar zur Art Basel. Die auch in diesem Jahr wieder ein grosses Sehen und Gesehen-Werden ist.

Veranstaltunghinweis

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Die Publikumstage auf der Art Basel finden von Donnerstag, 16. Juni, bis Sonntag, 19. Juni, jeweils von 11 bis 19 Uhr statt.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 14.06.2022, 17:10 Uhr

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