«Werkzeuge für den Wandel». Der Titel der Ausstellung ist vieldeutig: Es geht um die Frage, wie die Menschheit dem stetigen Wandel der Welt begegnet. Und es geht darum, wie die Menschheit Veränderungen bewirken kann und wer hier eigentlich wen formt: wir unsere Werkzeuge oder unsere Werkzeuge uns? Man denke etwa an unsere Handynutzung.
Der Begriff Werkzeug ist im Rahmen der Ausstellung sehr weit gefasst, erklärt die Kuratorin, Julia Kaganskiy. «Ich verstehe ein Werkzeug als etwas, das ein System für den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Wissen schafft.» Es liefert aber auch Denkanstösse oder Diskussionsgrundlagen.
Zeitrechnung: Sozialverhalten
Insgesamt zeigt die Ausstellung 15 Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich alle in den Grenzbereichen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie bewegen.
«Die wichtigste Fähigkeit der Kunstschaffenden ist ihre Vorstellungskraft, die eine grundlegende und entscheidende Fähigkeit ist, um sich eine andere Zukunft vorzustellen und aufzubauen», sagt Julia Kaganskiy.
Das Künstlerkollektiv «Nascent» etwa zeigt eine Arbeit mit dem Titel «Timezone», eine Weltuhr, die nicht dem üblichen Ablauf von Sekunden, Minuten, Stunden folgt. Stattdessen tickt diese Uhr nach Algorithmen, die menschliches Sozialverhalten analysieren. Vielleicht sind also Zeitsysteme möglich, die den Menschen irgendwie eher entsprechen?
Liebeskranke Zukunft dank Virus
Manche dieser Arbeiten zeigen Ideen auf für positive Veränderungen. Die interessantesten Werke in der Ausstellung jedoch sind im besten Sinne ambivalent. Sie wirken auch erschreckend. Künstliche Intelligenz etwa, die politische Entscheidungen trifft. Auch wenn diese Entscheidungen noch so klug und vernünftig sein sollten – wollen wir das?
In einem anderen Werk sehen wir einen künstlich erzeugten Virus, der bei infizierten Menschen zu einer höheren Konzentration von Oxytocin führen soll. Der neurologische Botenstoff Oxytocin gilt als sozusagen Liebeshormon. «Lovesick» heisst diese Arbeit der New Yorker Künstlerin Heather Dewey-Hagborg. Sie verspricht eine liebeskranke Zukunft.
Spiegel der Gesellschaft
«Ich denke, dass Kunstschaffende Provokateure sind», ist Julia Kaganskiy überzeugt. Sie fordern uns auf, die Dinge zu überdenken und sind gut darin, uns und unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.
Viele Arbeiten in dieser Ausstellung erfüllen ganz bestimmt diesen Anspruch. Manche erschliessen sich allerdings nur sehr schwer. Und wenn überhaupt, dann vielleicht mit wortreichen Erklärungen. Aber Kunst muss und soll ja auch keine eindeutigen Antworten liefern, nicht einmal unter dem Titel «Werkzeuge für den Wandel».