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HEK-Ausstellung: «Werkzeuge für den Wandel»
Aus Kultur-Clips vom 07.10.2024. Bild: HEK/Fragmentin, G80, 2023
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 13 Sekunden.

Ausstellung im HEK Basel Liebesvirus und Algorithmus-Uhr: Hebel für eine bessere Zukunft?

Was braucht die Menschheit für eine bessere Zukunft? Diese Frage stellt die Kunstausstellung «Tools for Change» im Haus der Elektronischen Künste in Basel.

«Werkzeuge für den Wandel». Der Titel der Ausstellung ist vieldeutig: Es geht um die Frage, wie die Menschheit dem stetigen Wandel der Welt begegnet. Und es geht darum, wie die Menschheit Veränderungen bewirken kann und wer hier eigentlich wen formt: wir unsere Werkzeuge oder unsere Werkzeuge uns? Man denke etwa an unsere Handynutzung.

Person sitzt auf einem Sitzsack und betrachtet grossflächige Projektionen an der Wand.
Legende: Werkzeuge sollen die Menschen gegenseitig unterstützen. Können sie uns also auch näher zusammenbringen? Künstlerin Anna Ehrenstein erkundet in ihrer Arbeit die Werkzeuge des Miteinanders. HEK/Anna Ehrenstein, Tools for Conviviality, 2020

Der Begriff Werkzeug ist im Rahmen der Ausstellung sehr weit gefasst, erklärt die Kuratorin, Julia Kaganskiy. «Ich verstehe ein Werkzeug als etwas, das ein System für den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Wissen schafft.» Es liefert aber auch Denkanstösse oder Diskussionsgrundlagen.

Zeitrechnung: Sozialverhalten

Insgesamt zeigt die Ausstellung 15 Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich alle in den Grenzbereichen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie bewegen.

«Die wichtigste Fähigkeit der Kunstschaffenden ist ihre Vorstellungskraft, die eine grundlegende und entscheidende Fähigkeit ist, um sich eine andere Zukunft vorzustellen und aufzubauen», sagt Julia Kaganskiy.

Person betrachtet blaue digitale Anzeige.
Legende: Eine neue Zeitrechnung für das digitale Zeitalter? Die Kunstuhr der Installation «Timezone #1, 2021» erfasst mithilfe von Algorithmen unter anderem die «Zeit zu heilen». HEK/Nascent (Paul Seidler & Max Hampshire),

Das Künstlerkollektiv «Nascent» etwa zeigt eine Arbeit mit dem Titel «Timezone», eine Weltuhr, die nicht dem üblichen Ablauf von Sekunden, Minuten, Stunden folgt. Stattdessen tickt diese Uhr nach Algorithmen, die menschliches Sozialverhalten analysieren. Vielleicht sind also Zeitsysteme möglich, die den Menschen irgendwie eher entsprechen?

Liebeskranke Zukunft dank Virus

Manche dieser Arbeiten zeigen Ideen auf für positive Veränderungen. Die interessantesten Werke in der Ausstellung jedoch sind im besten Sinne ambivalent. Sie wirken auch erschreckend. Künstliche Intelligenz etwa, die politische Entscheidungen trifft. Auch wenn diese Entscheidungen noch so klug und vernünftig sein sollten – wollen wir das?

In einem anderen Werk sehen wir einen künstlich erzeugten Virus, der bei infizierten Menschen zu einer höheren Konzentration von Oxytocin führen soll. Der neurologische Botenstoff Oxytocin gilt als sozusagen Liebeshormon. «Lovesick» heisst diese Arbeit der New Yorker Künstlerin Heather Dewey-Hagborg. Sie verspricht eine liebeskranke Zukunft.

Spiegel der Gesellschaft

«Ich denke, dass Kunstschaffende Provokateure sind», ist Julia Kaganskiy überzeugt. Sie fordern uns auf, die Dinge zu überdenken und sind gut darin, uns und unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.

Viele Arbeiten in dieser Ausstellung erfüllen ganz bestimmt diesen Anspruch. Manche erschliessen sich allerdings nur sehr schwer. Und wenn überhaupt, dann vielleicht mit wortreichen Erklärungen. Aber Kunst muss und soll ja auch keine eindeutigen Antworten liefern, nicht einmal unter dem Titel «Werkzeuge für den Wandel».

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Tools for Change» ist noch bis zum 17. November 2024 im Haus der Elektronischen Künste in Basel zu sehen.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 07.10.2024, 17:20 Uhr. ; 

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