Ein Saal voll hässlicher, grauer Metall-Regale ist nicht gerade das, was man von einem Designmuseum erwartet. Der Anblick ist eher ernüchternd. Gefühlt ist es wie in einem Lagerraum oder in einem Laden für Katastrophenvorsorger: Auf den Regalen liegen Schnüre, Vorräte, Schlafsäcke und alles, was der Mensch braucht, um die Apokalypse zu überleben. Sogar Anweisungen, um Batterien mit Zitronen zu erstellen.
Denn Prepper sind überzeugt, dass der Weltuntergang kommt – und zwar bald. Klimawandel, wirtschaftlicher Zusammenbruch, Cyberangriffe, soziale Unruhen oder eine Pandemie: Die Liste der Gefahren, die den Weltuntergang herbeiführen können, ist lang und wird täglich länger. Darauf wollen Prepper vorbereitet sein. «To be prepared» oder im Slang: «to prep» kommt aus dem Englischen, daher der Name «Prepper».
Die Apokalypse darf kommen!
Angekündigt war der erste Weltuntergang schon 2800 vor Christus, aber der kalte Krieg und die Drohung einer Atombombe haben den Prepper-Boom erst richtig angefeuert. Geäussert hat sich dieser Boom in einem wachsenden Markt, der für alle Ängste das geeignete Produkt anbietet.
Auch in der Ausstellung ist eine Chronik der imaginären und realen Katastrophen aus der Geschichte der Menschheit zu sehen. Dazu gehören über 400 Objekte, die das Prepper-Herz höherschlagen lassen.
Für jedes Portemonnaie ist etwas dabei: Neben Schutzanzügen und Mehrzweckmessern ist auch ein privater unterirdischer Bunker, mit allen Bequemlichkeiten, im Angebot. Denn richtig vorbereitet ist man nur mit dem richtigen Schutzraum – und wie in einem Film zu sehen ist, der eigens für die Ausstellung produziert wurde, kann so ein Bunker unterschiedliche Dimensionen haben.
Der Film zeigt Städteplanung in 3-D, wie sie schon seit geraumer Zeit in Helsinki durchgeführt wird. Die Finnen haben einen Bunker in der Grösse einer zweiten unterirdischen Stadt entwickelt: Dort kann man skateboarden oder joggen, in die Kirche oder ins Museum gehen.
Survival of the richest?
Mittlerweile zählt die Prepper-Bewegung weltweit rund 23 Millionen Menschen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten. «Mit einem grossen Unterschied», meint Jolanthe Kugler, Direktorin des mudac und Co-Kuratorin der Ausstellung, «es ist eine zutiefst westliche Bewegung». Nur wer etwas zu verlieren hat, hat Mittel und Zeit, sich auf den Weltuntergang vorzubereiten.
In der Ausstellung «We Will Survive» («Wir werden überleben») lernt man viel über sich und seine Mitmenschen. Die Furcht vor einer drohenden Katastrophe ist tief in der Menschheitsgeschichte verankert und sollte nicht (nur) belächelt werden. Denn irgendwo sind wir alle Prepper, und auch in der Schweizer Seele schlägt ein Prepper-Herz: Sogar der Bund ruft die Bevölkerung dazu auf, einen Notvorrat anzulegen.
Aber keine Angst, die Ausstellung im mudac bietet eine gute Dosis Hoffnung und eine gesunde Distanz zu den unheilvollen Weltuntergangs-Prognosen.