Bund und Detailhandel wollen die Menschen in der Schweiz dazu bewegen, einen Notvorrat anzulegen – und haben dafür eigens einen Notvorratsrechner entwickelt. So kann jede und jeder abklären, was es im Krisenfall braucht.
«Kluger Rat – Notvorrat»:
Die Kampagne des Bundes hat lange Tradition. Die Idee, dass auch Haushalte ein «Pflichtlager» anlegen sollen, entstammt den Erfahrungen zweier Weltkriege und des Kalten Kriegs, als zeitweilig eine atomare Eskalation drohte.
Posse um «Konserven-Blattmann»
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde nicht nur die Friedensdividende ausgeschüttet. Sondern auch ordentlich Häme über die letzten «Kalten Krieger». «Prepper», die sich auf den Katastrophenfall vorbereiteten, wurden gerne mal verspottet.
Lagert der Armeechef eigentlich auch Knoblauch gegen die Weltherrschaft der Vampire?
So etwa der ehemalige Armeechef André Blattmann, der vor zehn Jahren bekanntgab, dass er zu Hause 300 Flaschen Mineralwasser, Konserven und Feuerholz lagerte. Der damalige Juso-Chef Fabian Molina frotzelte über den «Konserven-Blattmann»: «Lagert er eigentlich auch Knoblauch gegen die Weltherrschaft der Vampire?» Die österreichische Kronen-Zeitung titelte sogar: «Schweizer Armeechef übergeschnappt?»
Apokalyptiker oder Realisten?
Der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer verwahrte sich vor den Spötteleien. Die Kritik am Armeechef sei «bireweich» – auch er selbst horte zu Hause Vorräte für den Notfall.
Die Zeiten haben sich geändert. Nachwehen der Pandemie, Energiekrise, unterbrochene Lieferketten und Kriege in Europa und Nahost: Wer sich im Jahr 2024 auf einen – wie auch immer gearteten – Notfall vorbereitet, gibt sich kaum mehr der Lächerlichkeit preis. Die «Apokalyptiker» von damals nennen sich heute «Realisten».
Ein Volk von Vorratsmuffeln
Wer angesichts des Ratschlags, sich zu rüsten, nervös wird, den beruhigt der Bund aber gleich wieder: «Es geht heute nicht mehr um das Überstehen einer längeren Krise, sondern um die Überbrückung eines vorübergehenden Versorgungsengpasses.»
Laut dem Bund hat rund die Hälfte der Bevölkerung nicht genug zu essen und zu trinken für einen Notfall gelagert. Eine kurze Strassenumfrage in Zürich scheint den Befund zu bestätigen.
Eine repräsentative Untersuchung des Bundes zeigt: Besonders selten verfügen jüngere, gut ausgebildete Städter über einen Notvorrat. Ältere Menschen mit tieferem Bildungsniveau sind weit häufiger auf den Fall der Fälle vorbereitet.
Ines Heer vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung erklärt den Generationengraben damit, dass sich die Älteren noch an Krisenzeiten erinnern – in denen die Bevölkerung mit heiligem Ernst ermahnt wurde, sich für den Notfall zu rüsten.
Nun will der Bund gezielt junge Menschen sensibilisieren. Entsprechend frisch kommt die Kampagne daher: In modernstem «Scrollytelling» navigieren sich «Robin Ratlos» und «Dani Durchdacht» durch einen Stromausfall. «Wir wollen damit aufzeigen, dass es wichtig ist, etwas mehr Nahrungsmittel zu Hause zu haben», sagt Heer.
Das Ziel der Kampagne: Jeder und jede soll wissen, was zu tun ist, um sich auf Stromausfälle oder einen Unterbruch der Wasserversorgung vorzubereiten.
«Auch kleinere Ereignisse können Auswirkungen haben», schliesst Heer. «Hier kann ein Notvorrat helfen», so der unaufgeregte Appell der Vorsorge-Fachfrau des Bundes. Die auch grünes Licht dafür gibt, die Vorräte anzugehen, wenn man krank ist – und ganz einfach die Kraft zum Einkaufen fehlt.
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