Sein «Alien» aus dem gleichnamigen Film ist legendär und auch sonst ist die skurrile Kunst von HR Giger in die Popkultur eingegangen. Zum zehnten Todestag zeigt das Bündner Kunstmuseum in Chur nun eine Ausstellung über die frühen Jahre des Künstlers.
Aus dem Nachlass des gebürtigen Churers sind bisher unveröffentlichte Fotos aus der Kindheit aufgetaucht. Einige wurden in einem Buch veröffentlicht, andere sind in der Ausstellung zum ersten Mal öffentlich zu sehen.
Der Autor Charly Bieler hat diese Fotos per Zufall im Estrich des ehemaligen Ferienhauses der Gigers oberhalb von Flims (GR) gefunden und für ein Buch zusammengestellt – mit manch einer Trouvaille.
«Ein Schlüsselbild zeigt HR Giger im gestreiften Pyjama im Hotelzimmer auf dem Bett, am Boden stehen Pantoffeln und eine leere Flasche. Er sitzt dort, ist noch verschlafen und bereits am Skizzieren dessen, was er gestern gesehen hat», so Charly Bieler.
Reise zu den Wurzeln
Die Fundstücke geben einen Einblick in den Alltag einer gutbürgerlichen Familie aus Chur – aufgenommen meist von Gigers Vater.
Der künstlerische Direktor des Bündner Kunstmuseums, Stephan Kunz, schwärmt von der Qualität der Fotografien: «Der Vater hat grossen Wert daraufgelegt, seine Familie mit einer guten Kamera zu zeigen. Er hat sie auch inszeniert, die Kinder und die Mutter haben sich selbst auch inszeniert und in Szene gesetzt.»
Hansruedi Giger habe die Kamera später übernommen und ein fotografisches Auge bewiesen. Eine Tatsache, über die man bisher nur wenig wusste, so Kunz.
Keine klassische Ausstellung
Nebst den Fotografien zeigt das Museum auch einzelne Kinderzeichnungen, Skizzen und Objekte, wie bemalte Totenköpfe von Giger aus der Zeit, bevor er 1962 von Ruhe nach Zürich zog – eine experimentelle Inszenierung, meint Kunz:
«Wir zeigen keine klassisch gerahmten Fotos an der Wand, sondern wir haben eine Installation mit Fotos gemacht, die zum Teil an die Wand geklebt und zum Teil einfach mit Pins angebracht sind. Es ist ein sehr lebendiges Bild des jungen Künstlers, das hier gezeigt wird.»
Die Ausstellung zeige ein anderes von Bild von HR Giger als jenes, dass er später selber kultiviert hat: Als düster drein blickender, leicht skurriler Mann in Schwarz.
«Wir erleben hier eine ganz andere, verspielte und verträumte Seite von Giger. Er lebte in beiden Churer Welten damals – sowohl zu Hause in der Familie und kuschelnd mit der Freundin, aber dann auch wieder tanzend im schwarzen Zimmer», so Kunz.
Rückkehr ins schwarze Zimmer
Das schwarze Zimmer hatte HR Giger in seinem Elternhaus eingerichtet. Viele Legenden und Geschichten ranken sich heute noch um diesen Raum. Jetzt verfüge man zum ersten Mal auch über Fotografien davon, erklärt Stephan Kunz.
«Wir sehen Bilder davon, wie er sich inszeniert hat. Wir sehen Fotografien, wie er im schwarzen Zimmer Möbel rückt und Stillleben schafft. Es steckt viel mehr dahinter als die Märchen, Mythen und die vielen Geschichten.»
Jedes einzelne Bild des Künstlers erzähle eine Geschichte – und das Werk in seiner Gesamtheit erzähle ein reiches, differenziertes Bild des jungen Hansruedi Giger.