Es ist dunkel, einzig die riesigen Wand-Projektionen erleuchten den Saal. Die Künstlerin schöpft ihre Carte blanche im Photo Elysée aus, sie bespielt den Raum komplett: Alle Wände, den ganzen Boden, sogar einen eigenen Klangteppich hat sie mit der Band Blackout gestaltet.
Das Resultat ist eine immersive Erfahrung. Zu sehen ist Wasser: Unterwasserbilder von grünlichen Seealgen, sprudelnden Wellen und abstrakte Formen, die kaum noch als Wasser erkennbar sind. Diese Aufnahmen hat Rochat digital bunt eingefärbt. Wie schimmernde Schaumblasen verschmelzen sie zu uferlosen Bilderwelten, unvermeidlich tauchen Erinnerungen an die Batik-Muster aus den 60er-Jahren auf.
Kunsterfahrung für alle
Mehrere Personen haben es sich auf der grossen Kissenlandschaft in der Mitte des Raums bequem gemacht. Auf die Frage, wie man Kunst einem breitem und vor allem auch jungem Publikum zugänglich macht, hat Maya Rochat ihre ganz eigenen Antworten gefunden: Sie selbst stamme aus einer Familie, in der Kunst keine grosse Rolle spielte, der Besuch im Museum habe für viele sogar etwas Einschüchterndes.
Es ist mir ein Bedürfnis, die Tür zur Kunst für alle zu öffnen.
Deswegen beschäftigt sie sich seit Beginn ihrer Karriere mit der Frage, welche Rolle Kunst in der Gesellschaft spielt, und betont, wie wichtig auch sinnliche Kunsterfahrungen sind: «Ein Teil meiner Arbeit ist es, Kunst allen zugänglich zu machen – sodass man sich willkommen fühlt. Es ist mir ein Bedürfnis, die Tür zur Kunst für alle zu öffnen. Aber ich finde es auch wichtig, dass andere politische oder aktivistische Kunst machen. Jeder arbeitet mit einer anderen Thematik.»
Tatsächlich taucht das Publikum in Rochats Ausstellung in eine Welt jenseits der Sprache ein. Es gibt wenig Text, die riesigen Kissen laden ein zum Verweilen, zu entspannen, und die Kunst zu spüren. Hier kann man abschalten und sich treiben lassen.
Wasser als Lebensspeicher
Rochat betont, dass Wasser für sie noch eine tiefere Bedeutung hat: «Leben erscheint dort, wo sich Wasser bildet. Deswegen bin ich überzeugt, dass Wasser die Datenbank, die Speicherplatte für alle Information des Lebendigen im Universum ist. Mit diesem Bewusstsein entwickelt sich ein neuer Respekt für das Wasser, das zu Hause aus dem Wasserhahn kommt.»
Die Inspirationsquelle für diese Erkenntnisse und ihre Bilderwelten sei Masaru Emoto, sagt Rochat. Der umstrittene Japaner wurde durch Experimente bekannt, in denen er behauptete, die Struktur des Wassers könne durch menschliche Emotionen beeinflusst werden. Seine Erkenntnisse wurden als unwissenschaftlich abgelehnt. Inwiefern Emotos Gedankengänge Rochat beeinflusst hat, ist in der Ausstellung nicht ersichtlich.
Aber Maya Rochat zeigt mit ihrer Ausstellung «Water is coming», dass Kunst nicht immer konzeptuell oder kopflastig sein muss, um ihre Wirkung zu entfalten. Rochat gelingt es, eine immersive Erfahrung zu schaffen, die zum Verweilen und Geniessen einlädt. Damit ermöglicht sie für viele einen Zugang zur Kunst. Auch sinnliche, zugängliche und einfach schöne Kunst hat ihre Berechtigung.