Zum Inhalt springen
Audio
Kulturolympiade: Die Rückkehr einer verlorenen Tradition?
Aus Kultur-Aktualität vom 06.08.2024. Bild: Imago/Nur Photo
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 12 Sekunden.

Ausstellungen, Konzerte, Tanz Kunterbunte Kunst & Co. – Das steckt hinter der Kulturolympiade

Einst gehörten auch Gesang und Dichtung zu den olympischen Disziplinen. Was bleibt heute davon übrig? Wenig, könnte man meinen. Tatsächlich wird Paris 2024 aber von einer Kulturolympiade begleitet. Was hat es damit auf sich?

Was ist die Kulturolympiade? Die Kulturolympiade in Paris wurde bereits 2021 ins Leben gerufen. Sie soll Brücken zwischen Sport und Kultur bauen, um ein breiteres Publikum anzusprechen, sowie die Gemeinsamkeiten von Sport und Kultur zu zelebrieren. Die Bezeichnung «Kulturolympiade» wurde als Label gewählt, um Veranstaltern in ganz Frankreich die Möglichkeit zu geben, ihre Events an das Grossereignis anzubinden. Museen, Konzertsäle, Festivals oder auch einzelne Künstler konnten sich darauf bewerben. 

Was verbindet Sport und Kultur? «In beiden Bereichen geht es darum, sich selbst zu übertreffen, um den Dialog zwischen Kulturen und Menschen aus der ganzen Welt zu feiern», sagt SRF-Frankreich-Korrespondentin Simone Hoffmann.

Simone Hoffmann

Frankreich-Korrespondentin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Seit 2001 lebt und arbeitet Simone Hoffmann in Paris. Als freie Filmautorin und Journalistin ist sie seit 2004 vor allem für die deutschen und französischen Sender Arte, ARD, France2, M6, 3Sat und ZDF tätig. Seit 2016 arbeitet Simone Hoffmann zudem als Korrespondentenvertretung für SRF in Paris.

Was ist die Idee dahinter? «Den Organisatoren geht es darum, eine gemeinsame Dynamik zu schaffen und das ganze Land zusammenzubringen», sagt Simone Hoffmann. «Dadurch wird auch ein Echo für die Kultur geschaffen, die in Frankreich ja einen ganz besonderen Stellenwert hat und auf die man in Frankreich sehr stolz ist». So gehört beispielsweise auch das Festival «Rock on Seine», das es schon seit 2003 gibt, zur Kulturolympiade.

Darum ist Olympia, historisch gesehen, nicht nur ein Sportevent: Sänger und olympischer Fackelträger Pharrell Williams dachte kürzlich laut darüber nach, wie schön es doch wäre, wenn es bei den Spielen nicht nur ums sportliche Höher, Schneller und Weiter ginge, sondern auch um die schöne Muse – so wie bei den Olympischen Spielen der Antike und den ersten der Neuzeit im frühen 20. Jahrhundert. Da gehörten nämlich auch Gesang und Dichtung zu den Wettkämpfen.

Pharrell Williams trug das olympische Feuer

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Getty Images/Lyvans Boolaky

US-Superstar Pharrell Williams ist Sänger, Rapper, Musikproduzent und Kreativchef der Männerlinie des französischen Modeunternehmens Louis Vuitton. Er war einer der letzten Fackelträger vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris.

Welche Events stehen auf dem Programm? Die Kulturolympiade besteht aus hunderten Events, verteilt über das ganze Land. Angefangen hat diese «Biennale» bereits vor einigen Monaten. Im Mai konnte man etwa im Louvre an einer Sportstunde teilnehmen, während das Museum noch geschlossen war. Darüber hinaus gibt es Ausstellungen in Museen, die sich auf die Olympischen Spiele oder auf Sport beziehen. Die Ausstellung «La Mode en Mouvement» (dt. «Mode in Bewegung») im Modemuseum, dem Palais Galliera, zeichnet die Geschichte der Sport-Mode vom 18. Jahrhundert bis heute nach.

Es gibt auch Programmpunkte mit zeitgenössischen und jungen Kunstschaffenden. So organisiert das Kulturzentrum «Mains d'Œuvres» eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst unter dem Titel «La Flamme».In der geht es einzig und allein um die olympische Flamme. Punktuell gibt es auch gratis Aussenevents, etwa eine Choreografie des französischen Hip-Hop-Tänzers Mourad Merzouki. Durch die vielen Mitmach-Events können Zuschauer Teil des Programms werden. 

Warum hört man so wenig von der Kulturolympiade? «Das liegt vermutlich daran, dass das Programm bereits seit Mai existiert und schon vor Olympia stark kommuniziert wurde, stärker, als es jetzt noch der Fall ist», sagt Simone Hoffmann. Vielleicht ist es auch den vielen unterschiedlichen Events geschuldet, die zeitgleich in Paris und Umgebung stattfinden. Das führe zu einer Übersättigung, und dazu, dass man den Überblick verliert. Der eigentliche Sport, der Enthusiasmus, den Olympia geschaffen hat, ist in den Medien aktuell einfach mehr präsent und bekommt mehr Aufmerksamkeit als die Kultur.

Die Kultur-Highlights der Woche im Newsletter

Box aufklappen Box zuklappen

Entdecken Sie Inspirationen, Geschichten und Trouvaillen aus der Welt der Kultur: jeden Sonntag, direkt in Ihr Postfach. Newsletter jetzt abonnieren.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 6.8.2024, 17:10 Uhr. ; 

Meistgelesene Artikel