Mitten im Dorfzentrum der Gemeinde Ins im Berner Seeland steht ein stattliches Bauernhaus. Hier kam Albert Anker am 1. April 1831 auf die Welt, hier verstarb er 1910.
Und hier, in seinem Atelier im Dachstock, schuf er einen Grossteil seiner berühmten Werke: seine Kinderporträts und die Darstellungen des bäuerlichen Lebens.
![Gemälde: Zwei Mädchen machen Hausaufgaben.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/4f798b.jpg)
Schon vor der Eröffnung des «Centre Albert Anker» stand das Atelier für Besuchende offen, allerdings nur eingeschränkt. Nun hat die Stiftung Albert Anker das alte Bauernhaus sanft renoviert und macht das gesamte Haus für die Öffentlichkeit zugänglich.
So ist es möglich, das frühere Wohnhaus im Erdgeschoss zu besichtigen: Der mit Porzellan-Geschirr und Silberbesteck gedeckte Esstisch lässt erahnen, dass die Ankers ein gutbürgerliches Leben geführt haben.
Anker als Humanist und Kosmopolit
In den oberen beiden Stockwerken befindet sich eine Dauerausstellung. Anhand von Fotografien, Briefen und Hörstationen vertieft sie verschiedene Stationen von Albert Ankers Leben. So wird gezeigt, dass er 30 Jahre lang jeweils die Wintermonate in Paris verbrachte und in seinem Heimatort Ins im Männerchor sang.
![Ein Gemälde zeigt die Lagune mit der Stadt Venedig im Hintergrund.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/612696.jpg)
«Albert Anker hatte viele Interessen», sagt Daniela Schneuwly-Poffet, die betriebliche und künstlerische Leiterin des Centre Albert Anker. «Die Ausstellung zeigt, wie er als humanistisch geprägter und kosmopolitisch denkender Mensch wahrgenommen werden kann».
Skizzen statt Gemälde
Albert Anker ist vor allem für seine realistischen Ölporträts bekannt. Kinder, Schulszenen, das bäuerliche Leben. Oft wirken die Bilder idealisiert. Diese Sorte Bilder gibt es im neuen Kulturzentrum nicht im Original zu sehen, sondern nur auf Bildschirmen. Denn: Die meisten Gemälde befinden sich in privaten Händen, etwa in der Sammlung von Alt Bundesrat Christoph Blocher.
![Blick in ein Atelier: Eine Staffelei, mehrere Zeichnungen und Gemälde, zentral eine Feuerstelle.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/fd41fd.jpg)
Diese Gemälde im Original zu zeigen, sei gar nicht das Ziel des Centre, betont Daniela Schneuwly-Poffet. «Wir zeigen hier vor allem Zeichnungen, Aquarelle und Skizzen als vorbereitende Arbeiten für die grossen Ölgemälde, die in Schweizer Museen zu sehen sind».
Der unbekannte Albert Anker
Herzstück des Centre Albert Anker ist ein neu erstellter Holzpavillon im Garten des Bauernhauses. Hier werden zahlreiche Objekte von Albert Anker fachgerecht gelagert und in Wechselausstellungen dem Publikum zugänglich gemacht.
Es sind bisher unbekannte Seiten des Künstlers, die hier zum Vorschein kommen. So zeigt die erste Ausstellung im Pavillon mit dem Titel «Licht des Südens» etwa wunderbar lichterfüllte Aquarelle, die Anker auf seinen Studienreisen gemalt hat. Es sind kleine Werke, die nie zum Verkauf gedacht waren und bis jetzt im Besitz der Familie geblieben sind.
![Blick in einen Raum mit antiken Möbeln und Kunstwerken an der Wand.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/666158.jpg)
«Wir sind nicht einfach ein weiteres Albert-Anker-Museum», betont Daniela Schneuwly-Poffet. Genau darin liege die Stärke des Centre, sagt Nadine Franci, Leiterin der Graphischen Sammlung des Berner Kunstmuseums. «Im Gegensatz zu klassischen Museen wird hier die Persönlichkeit des Künstlers viel lebendiger und greifbarer in den Vordergrund gerückt.»