Auf dem Kunstmarkt sind NFTs seit einiger Zeit der grosse Hype. NFT steht für Non Fungible Token – nicht ersetzbares, digital geschütztes Objekt.
Die Rekordgeschäfte mit digitaler Kunst haben den Auktionserfolgen mit den Klassikern der Moderne in der medialen Berichterstattung den Rang abgelaufen. Das grosse Kunstgeschäft findet zur Zeit im digitalen Raum statt. Das Auktionshaus Sotheby’s arbeitet beim Verkauf von digitaler Kunst auch mit digitaler Währung, bezahlt werden kann mit Bitcoin oder Ether.
NFT kann man besitzen wie eine Zeichnung
Tim Weingärtner, Dozent an der Hochschule Luzern kennt sich mit NFTs aus. Er forscht zu Blockchains. Er sieht grundsätzlich keinen Unterschied, ob man eine Zeichnung kauft oder ein Token, das eine Zeichnung repräsentiert. «Besitz bedeutet, dass man Zugriff auf etwas hat.»
Andere sollten aber keinen Zugriff auf diese Objekte haben. Die Eigentumsrechte an NFTs werden über eine Technik geschützt, die man mit Passwörtern vergleichen kann. Nur wer den kryptografischen Key hat, hat den Zugriff.
NFT-Kunsthandel als Goldgrube?
Auf dem Kunstmarkt werden NFTs seit einiger Zeit hoch gehandelt. Der US-amerikanische Digitalkünstler Beeple erzielte bei einer Auktion über 60 Millionen Dollar für eines seiner Werke.
Der Boom verdankt sich der Lust am Neuen ebenso wie einer Faszination an der Technik. Tim Weingärtner sieht noch einen anderen Aspekt. Er glaubt, dass NFT-Kunst Kunstschaffenden zu mehr Eigenständigkeit auf dem Markt verhelfen könnte: «Künstlerinnen und Künstler haben die Chance, einen direkten Bezug zu ihren Sammlerinnen und Sammlern herzustellen.»
Der Verkauf von NFTs geht nicht notwendig über Galerien und Kunsthändler, die bisher eine zentrale Rolle auf dem Kunstmarkt gespielt haben. Der Handel mit NFTs öffnet neue Wege. Das lockt auch Akteure aus anderen Bereichen.
Film-Merch trifft auf NFTs
Zum Beispiel aus der Filmbranche. Kürzlich überlegte Quentin Tarantino, Pakete mit digitalen Extrainformationen zu seinem Film «Pulp Fiction» als NFTs auf den Markt zu bringen. «Pulp Fiction» bescherte ihm 1994 den internationalen Durchbruch. Bis heute geniesst der Film bei vielen Cineasten Kultstatus. Doch Tarantino hatte die Rechnung ohne seine Produktionsfirma Miramax gemacht: Die untersagte dem Regisseur den Verkauf von Film-Material als NFTs.
Tim Weingärtner sieht dahinter kein NFT-spezifisches Problem. Im Gegenteil: «NFTs sind grundsätzlich neutral», sagt er. Mit einem geschützten Token könne ein Bild, ein Musikstück, ein Film oder auch ein Turnschuh verbunden sein. «Dem NFT ist es egal, was dahinter steckt», sagt der Blockchain-Experte. «Die rechtlichen Fragen, um die es hier geht, sind komplett unabhängig von NFTs.»
Es gibt auch positive Beispiele aus der Filmwelt. Zum aktuellen Bond-Film «No Time To Die» wurden digitale Sammlerstücke als NFT entwickelt. Und Disney soll sich mit der auf Filme spezialisierten NFT-Plattform Veve zusammengetan haben. NFTs werden vielleicht schon bald zum ganz normalen Merchandising grosser Hollywood-Produktionen gehören.