1. Musizieren im Casa di Rosa
In Loco im Tessiner Onsernonetal betreibt Johannes Rühl ein Atelierhaus für Musikerinnen und Musiker. Wer will, kann sich dort für eine Woche einmieten und in der Ruhe des abgeschiedenen Tals neue Stücke erproben. Und, falls erwünscht, in der nahe liegenden Kirche auch gleich aufführen. Rühl möchte mit seinem Engagement etwas von den Subventionen im Kulturbetrieb zurückgeben, von denen er als ehemaliger Hochschuldozent und Festivalleiter zeitlebens profitiert hat. (Benjamin Herzog)
2. Kunst im Sissacher Schlosspark
Blütenkelche aus Alublech, eine Bushaltestelle auf der Wiese und organische Formen, die aus dem Boden brechen. Zwischen Vogelgezwitscher und Bienensummen lässt es sich im Schlosspark Ebenrain in Sissach herrlich in die verspielten Kunstwelten eintauchen. Kritische Akzente inbegriffen: Auf dem Schloss veranstaltete der Adel einst Jagden zum reinen Vergnügen. Einer der vielen Besitzer liess gar Sklaven auf seinen Überseeplantagen schuften. In der Freilichtausstellung vom Jahr 2023 traf Kunstgenuss auf Geschichtslektion. (Sarah Herwig)
3. Theater in der Waadtländer Scheune
«La Grange sublime» – die erhabene Scheune – wird das Théâtre du Jorat auch genannt. Gebaut wie eine Scheune, nur aus Holz, fügt es sich ins Dorf Mézières VD ein. Dass es das Theater überhaupt gibt, ist dem Regisseur und Komponisten René Morax zu verdanken: Er hatte es für all jene ins Leben gerufen, die Anfang des 20. Jahrhundert keinen direkten Zugang zur Kultur hatten. Das Theater wurde 1908 fertiggestellt und stand von Anfang an auf wackligen Beinen: Der Saal umfasst 1000 Plätze – und das auf dem Land. Zwar konnte sich das Théâtre du Jorat stets halten, es ist aber bis heute ein «Riese mit Achillesferse» geblieben, wie die Direktorin Ariane Moret sagt. Berühmt ist das Theater für seine spezielle Ambiance. In der Pause werden Spezialitäten aus der Romandie wie ein Pathé (kleine Pastete im Teig) oder Rahmkuchen (Salée au Sucre) angeboten. (Andreas Stüdli)
4. Sommerliche Kunst in der Abteikirche
Die säkularisierte Abteikirche im Berner Jura ist ein echtes Schmuckstück: Der Innenraum ist voller barocker Schnörkel – doch alles ist schneeweiss, wie aus Sahne modelliert. Im Sommer verwandelt sich die Kirche in einen Kunstraum. 2023 hat die in Zürich lebende Künstlerin Daniela Keiser die Kirche mit einer farbintensiven und verwirrenden Bodenarbeit ausgestattet. Das Bodenbild zeigte architektonische Strukturen, die listig und lustvoll mit dem Raumempfinden spielen. (Alice Henkes)
5. Gaumen- und Augenschmaus im Lavaux
Das Weinbaugebiet Lavaux ist bekannt für seine atemberaubende Aussicht auf den Genfersee und für seinen guten Wein. Das UNESCO-Weltkulturerbe bietet jedoch noch viel mehr: Ein Architekturführer nimmt die Besuchenden mit auf vier Touren durch die pittoresken Winzerdörfer. Sei es ein mittelalterlicher Turm, ein altes Mönchskloster oder eine Villa aus den 1930er-Jahren – all diese Gebäude erzählen viel über die bewegte Geschichte der Gegend. (Igor Basic)