Beat Stutzer, HR Giger hat 1980 einen Oscar bekommen und das hat ihn über Nacht ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit katapultiert. Rückblickend: Fluch oder Segen?
Beat Stutzer: Eindeutig Fluch. HR Giger hat immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass er darunter leidet. Und etwas salopp hat er immer wieder gesagt, dass er den Oscar gerne wieder zurückgegeben oder gegen eine Ausstellung in einem Kunstmuseum austauschen würde.
So eine Ausstellung haben Sie 2007 realisiert. Und zwar über das Schaffen von HR Giger vor «Alien». Was hat HR Giger in der Kunstszene damals für einen Platz eingenommen?
Man muss wissen, dass dieser Auftrag für die Filmausstattung von Alien nur möglich war aufgrund der Arbeiten, die er vorher geschaffen hatte. Der Stellenwert von HR Gigers Werk ab den 1960er- und während der 1970er-Jahre ist ungemein wichtig in der Schweizer Kunstszene – wenn auch eigenständig. Er hat der ganzen Angst vor der Zeit, der atomaren Bedrohung, der Metamorphose von Mensch und Maschine, aber auch sexuellen Fantasien ein Gesicht gegeben – und das vor allem für die junge Generation. Er hat das visualisiert und zwar auf eine eingängige Art und Weise. So eingängig, dass es – etwas übertrieben gesagt – zum Beispiel wohl kaum eine WG in Zürich gegeben hat ohne Poster von HR Giger an der Wand.
Trotzdem kam «Alien» und dieser Film hat alles «überdeckt». Giger wurde auch nie an die Biennale eingeladen. Muss man ihn als verkannten Künstler bezeichnen?
Verkannt ist er in zwei Dingen: Er war ein begnadeter, grossartiger Zeichner. Das hat man kürzlich mit der Herausgabe seiner Tagebücher gesehen, die begleitet sind von Zeichnungen. Und er war deshalb verkannt, weil er in einem Umfeld von Kunst agierte, die geprägt war von Ungegenständlichkeit, von Pop-Art, von Minimal Art. Seine Kunst konnte deshalb nie in die grossen internationalen Strömungen eingeordnet werden.
Es war einfach «HR Giger-Kunst» mit anderen Worten?
Es war HR Giger-Kunst. Es gibt natürlich eine Basis, auf der er aufgebaut hat, die fantastische Figuration die damals in Zürich zugange war. Er hatte jedoch seinen ganz eigenen Umgang mit dem Thema und auch eine spezielle Technik. Er hat die Spritzpistole, die Airbrush-Technik fruchtbar gemacht für die Kunst. Da war er ganz einzigartig.
Jetzt ist HR Giger gestorben. Was bleibt von seinem Werk? Ist es dann eben doch das Monster und die Raumausstattung in «Alien»?
Ich hoffe, dass mit der Zeit wirklich sein genuines künstlerisches Schaffen – also die Zeichungen, die Bilder – mehr in den Fokus rücken als dieser Hype um seine Filmgeschichte.