Zug fahren? Das muss noch nicht sein. Auch wenn das «Corona-Opfer» Kunstliebhaber schon länger Entzugserscheinungen hat. Kunst nur im Netz zu konsumieren wie während der letzten Wochen war kein Ersatz.
Seit ein paar Tagen kann man in der Deutschschweiz wieder richtig Kunst gucken, wenn man gewisse Benimmregeln beachtet. Von A wie Appenzell bis Z wie Zürich: 6 Tipps für ein echtes Kunsterlebnis – hoffentlich in der Nähe.
Appenzell: Emma Kunz in der Ziegelhütte
Sie war Heilerin, Visionärin, Forscherin . Für viele ihrer Zeitgenossen war Emma Kunz eine charismatische Figur, eine Frau mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie suchte nach Wissen abseits der etablierten Wissenschaften.
Mithilfe eines Pendels schuf sie Zeichnungen, energetische Diagramme, die heute auch die Kunstwelt begeistern. In der Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell sind jetzt Zeichnungen von Emma Kunz im Dialog mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstlern zu sehen.
Basel: Edward Hopper in der Fondation Beyeler
Edward Hopper ist einer der populärsten US-Künstler des 20. Jahrhunderts. Die Fondation Beyeler zeigt in der ersten grossen Hopper-Schau in der Deutschschweiz Landschaften des grossen Amerikaners.
Die Ausstellung zeigt Hopper als «Maler on the Road». Sie führt nicht nur durch verschiedene Landschaften, die er malte. Sie präsentiert auch eine Reihe von Zeichnungen und Aquarellen, die im Auto entstanden. Edward Hopper und seine Frau Jo liebten lange Autofahrten.
Bern: Weltuntergang im Naturhistorischen Museum
Das Ende der Welt beschäftigt die Menschen seit eh und je. Die Ausstellung in Bern führt mit Lust die Zerbrechlichkeit der Welt vor. Die Ausstellung setzt auf die Omnipräsenz der spekulativen Bilder zum Weltuntergang in Kultur und Unterhaltung.
Für die Ausstellungsmacher um Ex-Expo-Chef Martin Heller ist die kulturwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Perspektive auf das Thema eng miteinander verknüpft. Und auch die Kunst kommt nicht zu kurz.
Luzern: Marion Baruch im Kunstmuseum
«Bei Monika Baruch geht es immer um den Menschen in der Gesellschaft», sagt Fanny Fetzer, Direktorin des Kunstmuseums Luzern, über eine Künstlerin, die in ganz Europa zuhause ist.
Zum aktuellen Schaffen der 92-jährigen Baruch zählen grossformatige Textilinstallationen. Diese Werke entstehen nicht etwa, indem Marion Baruch die Stoffe mit Messer und Schere bearbeitet. Vielmehr sind es Fundstücke, Abfallprodukte der Modeindustrie. Marion Baruch nutzt diese Stoffreste, um kritische Gedanken zur Welt der Mode anzustossen.
Winterthur: Kriegsfotografinnen im Fotomuseum
Ausgehend von den Pionierinnen zeigt die Ausstellung chronologisch, wie acht Fotografinnen Krisen und Konflikte dokumentierten. Vom spanischen Bürgerkrieg über Vietnam, Kambodscha, den Nahen Osten bis hin zu Afghanistan und Irak.
Deutlich wird: Es gibt keinen weiblichen Blick. Die Fotos von Frauen sehen nicht anders aus als die von Männern. Und doch gibt es Unterschiede.
Zürich: Gilbert & George in der Kunsthalle
Das britische Künstlerpaar ist bekannt wie ein bunter Hund. Seit über 50 Jahren fallen die beiden auf – mit ihren Anzügen, britischer Höflichkeit, glatt gekämmtem Haar und ziemlich drastischen Bildern.
In der Kunsthalle Zürich und bei Luma Westbau ist mit «The Great Exhibition» jetzt ein Überblick über 50 Jahre ihrer Arbeit zu sehen. Ihre Kunst dreht sich nicht um reine Linien und pure Formen. Gilbert & George geht es um nichts weniger als das Leben selbst.