Die berühmte Hochschule war voller guter Versprechen: Handwerkliche und künstlerische Ausbildung wurden am Bauhaus mit einem reformpädagogischen Ansatz verbunden. Kunst und Technik sollten Hand in Hand gehen und ein gutes Leben für jeden ermöglichen.
Es entstanden stilbildende Lampen, Möbel und Häuser. Das Bauhaus prägt verschiedene Bereiche der Gestaltung bis heute durch schnörkelloses Design und funktionale Architektur.
Nicht alle Bauhäusler wurden berühmt
Mit dem Bauhaus werden Namen wie Walter Gropius, Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Oskar Schlemmer verbunden. Doch das Bauhaus ist mehr als die berühmten Namen berühmter Männer.
Eine ganze Legion unbekannter Architektinnen, Werbegrafiker, Fotografinnen und Designer wurden am Bauhaus von 1919 bis zur Schliessung 1933 ausgebildet. Und die Geschichten dieser Unbekannten kratzen am Mythos des Bauhauses.
In «Frauenfächer» abgeschoben
Zum Beispiel, wenn es um die Gleichberechtigung geht. Zwar war im Gründungsjahr 1919 die Mehrheit der Bauhaus-Studierenden weiblich. Längst erforscht ist aber auch, dass diese hohe Frauenquote den durchwegs männlichen Meistern von Anfang an Kopfzerbrechen bereitete.
Erst 1928 werden Frauen in allen Abteilungen zugelassen. Profitiert hat davon zum Beispiel Wera Meyer-Waldeck, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Architektin den westdeutschen Wiederaufbau prägte. Vergessen wurde sie dennoch.
Nicht so frei, wie es wirkte
Auch die vielen Fotografien ausgelassener junger Menschen gehören zum Image des Bauhauses. Hier herrscht Freiheit, versprechen die schönen Bilder. Tatsächlich wurde das Bauhaus mit dem Erstarken der NSDAP immer unfreier.
Bald nach der Gründung stand die Hochschule in Thüringen unter enormem politischem Druck und musste ihren ersten Standort Weimar 1925 verlassen. Bereits ein Jahr zuvor hatte die rechtsorientierte Regierung die Mittel der Schule um die Hälfte gekürzt.
Ausschluss kommunistischer Studierender
Das Bauhaus siedelte nach Dessau um. Der Schweizer und bekennende Linke Hannes Meyer übernahm 1928 die Leitung, wurde aber bereits zwei Jahre später aus politischen Gründen entlassen.
1932 kam es dann zum Ausschluss kommunistisch orientierter Studierender vom Bauhaus. Betroffen davon war zum Beispiel die Fotografin Ricarda Schwerin, die später in Israel erfolgreich Holzspielzeug herstellte. Noch später schuf sie das berühmte Porträt von Hannah Arendt. Auch sie ist heute weitgehend vergessen.
Letzter Rettungsversuch: Privatisierung
Ab 1930 verwandelte Mies van der Rohe die staatliche Hochschule in eine private Bauschule. Die Textildesignerin Otti Berger, am Bauhaus selbst ausgebildet, leitete in der Umbauphase kurz die Weberei.
Sie fand am privaten Bauhaus aber keine Perspektive für sich und machte sich in Berlin mit einem international erfolgreichen Atelier selbstständig. Heute ist sie vergessen. Die kroatische Textildesignerin wurde 1944 in Auschwitz ermordet.
Die Biografien unbekannter Bauhäuslerinnen und Bauhäusler zeigen, wie vielschichtig und komplex das Experiment Bauhaus von 1919 bis zu seinem Scheitern 1933 war. Ganz so schnörkellos und gradlinig wie die berühmten Bauhaus-Leuchten ist die Geschichte der legendären Schule jedenfalls nicht.