Picasso und die Frauen – das ist ein unerfreuliches Thema. Doch auch in seinen Freundschaften zu Männern zeigte sich der Künstler oft dominant und manchmal sogar grausam.
Zum Beispiel dem 18 Jahre jüngeren Fotografen Brassaï gegenüber. Die Bekanntschaft beginnt 1932, als Brassaï Picasso in seinem Atelier in Paris aufsucht, um dessen Werke für eine Zeitschrift zu fotografieren.
Blick ins Herz des Mythos Picasso
Die beiden freunden sich an. Brassaï macht sich Notizen zu allem, was er in Picassos Atelier hört und sieht. 1964 werden seine Aufzeichnungen erstmals in Frankreich veröffentlicht. 1985 erscheint die erste deutsche Übersetzung bei Kampa. Jetzt wird der Band noch einmal neu aufgelegt.
Brassaïs Aufzeichnungen führen ins Herz des Mythos Picasso. Sie scheinen hier und da hinter die Fassade des Ruhms zu blicken und weben doch eifrig mit am Legendengewebe um den magischen Meister.
Es gibt viel Atelierromantik mit Farbtöpfen und Pinseln, die verstreut umher liegen. Mit Künstlern, Kreativen, Bewunderern, die Picasso besuchen. Mit Gesprächen über Kunst, Inspiration, das Streben nach Perfektion.
Brassai schlüpft Picasso gegenüber in die Rolle des Bewunderers. Er ist aber nicht blind. Er sieht auch Picassos destruktive Seiten, kann sich dem Einfluss des Berühmten aber nicht entziehen.
Das «monstre sacré» und sein grösster Bewunderer
Das gilt erst recht für Jean Cocteau. Der französische Autor, Maler und Filmemacher ist wild entschlossen, Erfolg zu haben, zur Avantgarde zu gehören. Und: Er lechzt geradezu danach, mit Picasso befreundet zu sein.
Cocteau umwirbt Picasso. Macht ihm Geschenke. Schickt ihm seine streng rationierten Tabakportionen. Schliesslich erlaubt Picasso dem Bewunderer, ihn in seinem Atelier zu besuchen.
1917 arbeiten die beiden gemeinsam an dem kubistischen Ballett «Parade». Cocteau brilliert. Doch das Verhältnis bleibt hierarchisch: hier der werbende Cocteau, dort Picasso, das «monstre sacré» – ein Ausdruck, der übrigens von Cocteau geformt wurde.
Der französische Schriftsteller Claude Arnaud, der auf Biografien spezialisiert ist, erzählt in seinem – bisher nur in französischer Sprache vorliegenden – Buch «Picasso tout contre Cocteau» farbig und temporeich von der Freundschaft zwischen zwei Künstlern, die verschieden im Temperament sind, aber beide ungeheuren Appetit auf Erfolg haben.
Wie ein zweiter Vater
Stierkampf, Spanien und die Kommunistische Partei – das waren die Elemente, die den Friseur Eugenio Arias und den weltbekannten Künstler Pablo Picasso zu Freunden machten.
Davon erzählt das Buch «Picassos Friseur» von Monika Czernin und Melissa Müller – auch dieser Titel übrigens eine Neuauflage. Die Freundschaft mit dem Friseur beginnt, als Picasso nach dem Zweiten Weltkrieg an die Côte-d'Azur zieht.
Dort trifft er auf seinen Landsmann Eugenio Arias. Man versteht sich prima. Rasch wird Picasso für den 28 Jahre jüngeren Arias wie ein zweiter Vater. Wie nahe er ihm dabei wirklich gekommen ist, bleibt offen.
Das Buch der beiden österreichischen Autorinnen zitiert zahlreiche Anekdoten von Arias. Manche davon sind unglaublich belanglos. Spannender sind die Kapitel, in denen die Autorinnen Picassos Beziehung zur Kommunistischen Partei Spaniens aufarbeiten.
Picasso war zeitlebens Parteimitglied, obwohl die Genossen seine Kunst nicht mochten. Warum er der Partei dennoch treu blieb – das gehört zu den vielen inneren Widersprüchlichkeiten Picassos, die sich wohl nie mehr auflösen lassen.