Jahrelang gab es in Italien und anderswo Prozesse gegen kriminelle Kunsthändler in Italien und dem Ausland, darunter auch in der Schweiz. Die Betrüger hatten bei italienischen «tombaroli», illegal grabenden Kunstdieben, und bei Kunstfälschern («falsari») eingekauft, um diese Objekte für viel Geld zu veräussern.
Auf diese Weise landeten auch meisterhafte Fälschungen in privaten und öffentlichen Sammlungen. Vor allem in US-amerikanischen Museen waren viele zu finden, etwa im Getty-Museum in Kalifornien oder im Metropolitan Museum in New York City.
Rückkehr mit Haken
Seit Beginn dieses Jahres sind nun einige hundert antike Kunstwerke wieder nach Italien zurückgeschickt worden, etwa ein gut erhaltenes Wandbild aus Pompeji, ein Kopf der Göttin Athena sowie verschiedene Bronzebüsten. Die Freude über diese Rückgabe hielt jedoch nicht lange an.
Fachleute schlugen gleich Alarm. Denn unter den zurückgekehrten Kunstwerken aus etruskischer, griechischer und römischer Antike könnten sich, so ihre Befürchtung, nicht wenige Fälschungen befinden.
Detektivarbeit für Archäologen
Mithilfe von Experten für antike Kunst und forensische Archäologie werden nun vermeintlich antike Kulturgüter auf ihre Echtheit hin untersucht. Einer davon ist Pier Matteo Barone, der an der American University in Rom unterrichtet.
Solche Untersuchungen seien notwendig geworden, erklärt der Experte, «weil die Fälschungen, die den Kunstmarkt überfluten, mittlerweile so meisterhaft anmuten, dass selbst erfahrene Archäologen sie nicht auf den ersten Blick als solche erkennen.»
Bei dieser komplexen Arbeit kommen archäologische mit kriminalistischen Methoden zusammen. Ziel dieser Arbeit sei es, «antiken Weizen von moderner Spreu zu trennen», erklärt Barone.
Am nationalen Restaurierungsinstitut zum Beispiel werden die Bruchstellen antiker Vasen genauestens untersucht. Die Archäologin Luisa Mancini ist daran mitbeteiligt. Ihre Faustregel: «Wenn ein Gegenstand aus Terrakotta in früheren Jahrhunderten zerbrochen ist, können die Ränder nicht mehr glatt sein».
Es handle sich in solchen Fällen also, so die Fachfrau, «mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine geschickte Fälschung.» Die genaue Kontrolle von Bruchstellen mit modernsten technischen Geräten ist also enorm wichtig zur Bestimmung von Fälschungen.
Zerstörung gefordert
Jede regionale italienische Altertümerbehörde verfügt inzwischen über eigene Fälschungs-Fachleute. Schliesslich entscheiden deren Forschungsresultate, ob nach Italien zurückgegebene griechische Skulpturen, römische Büsten und Bronzen, Wandmalereien und hellenistische Vasen tatsächlich in Museen ausgestellt werden können. Andernfalls sollen sie in Magazinen für nachgewiesene Fälschungen landen. Solche will das Kulturministerium nun einrichten.
Viele Archäologen sprechen sich aber gegen solche Depots für Fälschungen aus. Sie fordern entschieden die Zerstörung der falschen Kunstschätze – das soll Fälscherinnen und Fälscher abschrecken.