Der Schweizer «Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim» des Bundesamtes für Kultur (BAK) geht dieses Jahr an den Künstler Uriel Orlow, die Initiative Parity Group und der Kunsthistoriker Stanislaus von Moos. Die Auszeichnungen sind mit je 40'000 Franken dotiert.
Uriel Orlow: ein «unermüdlicher Feldforscher»
Der 1973 geborene Uriel Orlow lebt in Lissabon, London und Zürich. Er studierte Kunst, Ästhetik und Philosophie an verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen. Kolonialismus, soziale Gerechtigkeit und Ökologie seien grundlegende Themen seines Schaffens, teilt das BAK mit.
«Der unermüdliche Feldforscher schöpft seine Inspiration auch aus anderen Disziplinen wie Geschichte, Archäologie, Geologie und Botanik», begründet das BAK die Auszeichnung.
Der Künstler arbeitet multimedial – mit Video, Installationen, Sound, Performance oder Zeichnungen. Uriel Orlow legt den Fokus seiner Recherchearbeit gern auf das, was abseits des Geschehens passiert: «Ich interessiere mich für Nebenschauplätze, für blinde Flecken, wo man nichts erwartet.»
Besonders die Pflanzenwelt taucht oft in seinem Schaffen auf. «Über Pflanzen können wir unseren Bezug zur Welt und zur Geschichte denken», sagt Uriel Orlow. Er sieht Pflanzen nicht als Statisten, sondern als «aktive Akteurinnen unserer Zeit, die mit uns die Welt entwickelt haben».
Schon mehrfach ausgezeichnet
Orlows Werke wurden in mehreren Einzelausstellungen und zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem an der 54. Biennale in Venedig.
Orlow erhielt bereits dreimal einen Schweizer Kunstpreis, zudem 2017 den Preis Sharjah Biennial und 2020 den Preis der Conrad-Ferdinand-Meyer-Stiftung.
«Parity Group» setzt sich für mehr Frauen ein
Ein weiterer Grand Prix Kunst geht an das Kollektiv «Parity Group». Dieses wurde 2014 am Departement Architektur der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich gegründet.
Das Netzwerk fördert innerhalb der ETH Gleichstellung, Diversity und Institutionskritik. So habe das Kollektiv bewirkt, dass an der Hochschule mehr Professuren an Frauen gingen, schreibt das BAK.
Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, veranstaltet die Parity Group jeweils das Symposium «Parity Talks», das sich als Branchentreffpunkt mit lokalen und internationalen Referentinnen und Referenten etabliert hat. Aus dieser Veranstaltung ging ein «9-Punkte-Programm für die Gleichstellung» der ETH hervor.
Stanislaus von Moos: ein Forscher, Kurator und Professor
Der dritte Preisträger – der Kunsthistoriker und Architekturtheoretiker Stanislaus von Moos – habe in seiner Tätigkeit als Forscher, Kurator und Universitätsprofessor stets Brücken zwischen Architektur und Kunst, sowie zwischen Geschichte und Kritik geschlagen, so das BAK.
Von Moos wurde 1940 in Luzern geboren. Er lebt und arbeitet in Zürich und Ennetbürgen. Der emeritierte Professor der Universität Zürich lehrte unter anderem auch an der Accademia di architettura di Mendrisio, der Harvard University und der Universität Bern.
Zu von Moos' Schriften zählt die erste kritische Monografie über das Werk Le Corbusiers, das schon bald als Standardwerk zum architektonischen Modernismus galt. 1971 gründete er die renommierte Architekturzeitschrift «archithese».