Mit welchem Resultat wurde Philipp Hildebrand gewählt? Mit rund 63 Prozent. Allerdings war die Wahlbeteiligung gering: Von den rund 23'000 Mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft haben nur gut ein Sechstel ihre Stimme abgegeben. Hildebrand bekam insgesamt 2'540 Stimmen.
Was sorgte vor der Wahl für Kritik? Das sind im Wesentlichen zwei Punkte. Erstens das Verfahren: Es war eine sogenannte stille Wahl – die Mitglieder des Kunsthauses konnten nur entscheiden, ob sie Hildebrand wählen oder nicht. Zur Wahl stand nur ein Kandidat.
In der Öffentlichkeit entstand der Eindruck, es habe keine anderen Interessenten für das Amt gegeben. Doch dann wollte eine Gegenkandidatin, die vom Vorstand der Kunstgesellschaft nicht nominiert worden war, doch noch zur Wahl antreten. Allerdings nach Ablauf der Fristen. Kritiker monierten Formalismus und Intransparenz
Der zweite Kritikpunkt betraf Hildebrands Eignung für das Amt. Er ist ein national und global versierter Finanzfachmann. Doch es wurde in Frage gestellt, ob er der Richtige ist, um dem Kunsthaus nach dem Debakel um die Sammlung Bührle wieder Glaubwürdigkeit zu verschaffen.
Weiter gab es Kritik daran, dass Hildebrand kürzlich in einem Interview die Wirtschafts-Sanktionen gegen Russland kritisierte. Hier sahen Kritiker ein Reputationsrisiko für das Kunsthaus.
Was sagt Hildebrand dazu? Nichts. Der neue Kunstgesellschafts-Präsident schweigt. Er war weder vor noch nach der Wahl zu einem Interview bereit. Auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch, die auch Zürcher Kulturministerin ist, äussert sich nicht. Niemand will reden – ausser der Pressesprecher des Kunsthauses.
«Man geht auf Kritik aus der Öffentlichkeit gar nicht ein, obwohl die Kunstgesellschaft viel Geld von der öffentlichen Hand bekommt», sagt SRF-Kulturredaktorin Irene Grüter.
Was ist Hildebrands Motivation für das neue Amt? In einer Videobotschaft, die vor der Wahl veröffentlicht wurde, begründete er seine Motive. Hildebrand möchte die Provenienz-Debatte um die Sammlung Bührle zu einem Abschluss bringen und das Kunsthaus finanziell auf solide Füsse zu stellen. Weiter sagt er, er wolle «das Kunsthaus als gesellschaftspolitischen Begegnungsort neu positionieren».
Es solle «eine Plattform sein, die schwierigen Diskussionen nicht aus dem Weg geht und den konstruktiven Dialog sucht». Festhalten kann man: Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Bereitschaft, sich den Fragen der Öffentlichkeit zu stellen, nicht sehr gross.
Was heisst das für die neue Kunsthaus-Direktorin Ann Demeester, die im August die Nachfolge von Christoph Becker antritt? Für sie wird es immer schwieriger. Die Erwartungen an sie sind riesig. Sie muss es richten, sie muss die Glaubwürdigkeit des Kunsthauses zurückerobern. Das wird wohl kein leichter Start.