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Zuerst nackt, dann Nike Wie der Sport die Modewelt auf Trab hält

Höher, schneller, schicker: Eine Ausstellung im Musée Olympique in Lausanne zeigt, dass Sportlerinnen und Sportler nicht nur mit ihrer Leistung, sondern auch mit ihren Outfits Aufsehen erregen.

Mode spielte im Sport nicht immer eine grosse Rolle: Im antiken Griechenland waren männliche Sportler nackt. Danach war Sport lange Zeit kein Thema – die Menschen bewegten sich bei der Arbeit.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der Adel in Mitteleuropa, dass Bewegung Spass machen kann. Aktivitäten wie Reiten oder Bogenschiessen wurden zum Freizeitvergnügen für eine kleine Oberschicht.

Und dabei spielte Mode eine grosse Rolle: Bei diesen ersten sportlichen Aktivitäten ging es weniger um Leistung, sondern mehr um Geselligkeit und ums Sehen und Gesehen-Werden, sagt Julia Thum. Sie ist Museumspädagogin im Olympischen Museum Lausanne und führt durch die Sonderausstellung «Mode und Sport».

Schick war Pflicht

Neben Reiten oder Fechten etablierten sich schnell auch Tennis und Golf. Diese und andere Ballspiele entstanden an englischen Universitäten und Public Schools. Sie wurden bald auch von Damen gespielt, die in langen Kleidern aufs Green gingen. Denn Schicklichkeit war oberstes Gebot.

Ein Golfoutfit für Frauen aus dem 19. Jahrhundert besteht aus einem langen Rock und einer langarmigen Bluse.
Legende: Schick auf dem Green? Unbedingt, wie dieses Golfkleid für Frauen aus dem Jahr 1890 zeigt. Elise Barat

Es gab kleine Hilfsmittel, die ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit gewährten. Einen Clip zum Beispiel, mit dem der Rock an einer Seite leicht gerafft werden konnte. So hatte die Spielerin wenigstens auf einer Seite etwas Beinfreiheit.

Der lange Weg der langen Damenhose

Doch es konnte passieren, dass der Rock der Dame beim Sport allzu sehr in Bewegung geriet. Damit das nicht zu unerwünschten Einsichten führte, wurde unter den Sportkleidern eine Hose getragen.

Dann kam das Fahrrad – und die Erfindung des Hosenrocks. Damit konnte eine Dame sicher auf dem Velo sitzen, und wenn sie abstieg, sahen die weiten Beine dieses neuen Bekleidungsstücks aus, als trüge sie einen Rock.

Zwei Frauen spielen Tennis und tragen dabei einen Hosenrock.
Legende: Es ist keine normale Hose, aber auch kein klassischer Rock: Der Hosenrock lässt grüssen. Er wurde ursprünglich fürs Velo entwickelt, kam aber – wie hier in den 1920er-Jahren – auch auf dem Tennisplatz zum Einsatz. Fox Photos / Hulton Archive / Getty Images

Langsam schlich sich so die Hose für Frauen in den Bereich des Tragbaren. Auch, wenn es in der Alltagsmode noch Jahrzehnte dauern sollte. «Im Sport war vieles möglich, was im Alltag noch nicht möglich war», sagt Juli Thum.

Höher, kürzer, schmaler

Deutlich wird der Gesellschaftswandel bei der Bademode. Um 1900 hatten Badekleider für Damen noch viel Stoff an Beinen und Armen. Als Gertrude Ederle 1926 als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm, tat sie das in einem einteiligen Badeanzug, mit dem man auch heute ins Schwimmbad gehen könnte.

In den 1920er- und 1930er-Jahren entstand ein Jugend- und Körperkult, befeuert von den neuen, illustrierten Zeitschriften. Die Bilder von Frauen – aber auch Männern – die in knapper Sportbekleidung grosse Leistungen erbrachten, wirkten in den Alltag: Rocksäume kletterten nach oben, Passformen wurden schmaler. Dazu trug auch die Verwendung neuer, elastischerer Stoffe wie Jersey bei.

Vom Fitnessstudio auf den Laufsteg

Die Ausstellung in Lausanne zeigt, wie Sport die Haute Couture inspiriert. Manche Sport-Profis arbeiten auch direkt mit Designer zusammen – oder haben eine eigene Modelinie: So wie Tennisspielerin Venus Williams, die mit ihren Outfits mindestens so viel zu reden gibt wie mit ihrem Spiel.

Venus Williams mit rosarot gefärbten Haaren trägt bei einem Tennismatch einen pinken Top und goldige Ohrringe.
Legende: Auf dem Court überlässt die Tennisikone Venus Williams nichts dem Zufall. Ihre Outfits sind von Kopf bis Fuss durchdachte Fashion-Statements. AP Photo/Jason DeCrow

Die Funktionskleidung greift auch immer direkter vorm Sportplatz auf den Alltag über. Sneaker zum Anzug? Längst eine Selbstverständlichkeit. Im Trainingsanzug ins Museum? Julia Thum lacht: «In den Schulklassen, die zu uns kommen, tragen viele Trainer.»

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Mode und Sport» im Musée Olympique in Lausanne ist noch bis 27. April zu sehen.

SRF 1, Kulturplatz, 5.2.2025, 22:35 Uhr

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