2 Milliarden Jeans werden jedes Jahr verkauft – an Grosis, Punks, Teenager, Politikerinnen, Büroangestellte. Die Jeans ist eine Hose für alle. Die Doku «Great Inventions – Jeans» auf Play SRF zeigt: Das war nicht immer so.
Vom Segel zur Hose
Die Jeans gilt als uramerikanisches Produkt, doch die Wiege des beliebten Stoffs liegt in Genua, Italien. Die Hafenstadt war berühmt für ihre Segel aus robustem Baumwollstoff. Im Französischen heisst Genua Gênes, woraus sich «Jeans» ableitet.
Die Franzosen sind es dann auch, die den Jeans-Stoff im 16. Jahrhundert kopieren und anfangen, blaues und weisses Garn zu mischen. Es entsteht der Blue-Jeans-Stoff, wie wir ihn bis heute kennen. Genannt auch Denim, nach Serge de Nîmes (Gewebe aus Nîmes).
Taschen voll Gold
Dieser Stoff findet seinen Weg nach San Francisco und landet im Tuchgeschäft des Deutsch-Amerikaners Levi Strauss. Die damalige Kleinstadt ist in den 1850er Jahren vom Goldrausch befallen. Zu Tausenden strömen sie her, um ihre Taschen mit Gold zu füllen. Einziges Problem: Die Hosentaschen halten den schweren Goldnuggets nicht stand.
Da kommt der Schneider Jacob Davis in Spiel. Er entdeckt den robusten Denim in Strauss' Laden und verstärkt die daraus geschneiderten Hosen mit Nieten. Levi Strauss investiert in die Idee, patentiert sie 1873 und innert kürzester Zeit wird die Levi's-Jeans die beliebteste Arbeiterhose der USA.
Jeans goes Hollywood
In den 1940er flimmert die Levi's plötzlich über die Bildschirme. Der Macho des Wilden Westen, John Wayne, verleiht als Cowboy den Jeans Starkult und macht sie einem breiten Publikum bekannt.
Mit dem Rebellen in Blue Jeans, James Dean, wird die Hose zum Ausdruck von Trotz gegen die Autorität. In Restaurants, Theatern und Schulen sind die Jeans in den 50er-Jahren verboten. Schliesslich schwingt Elvis in knackig engen Jeans seinen Hüftschwung und lässt reihenweise Frauen schmachten – die einstige Arbeiterhose wird sexy.
Mit dem Hosenkleid zur Gleichberechtigung
Zum politischen Statement wird die Blue Jeans in den 1960er. In der Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen tragen manche demonstrativ Denim-Latzhosen, wie es für Sklaven lange üblich war, um auf die anhaltenden Diskriminierungen aufmerksam zu machen.
Die Jeans war Teil der Frauenrechtsbewegung. Frauen in Hosen lösen lange Ängste aus. Sie symbolisieren eine Rebellion gegen bürgerliche Normen und Geschlechterhierarchien. Frauen in Lady Levi's Jeans stehen nach dem Zweiten Weltkrieg für ihren Eintritt in die männerdominierte Arbeitswelt und ihre Wahrnehmung als gleichberechtigte Bürgerinnen.
Herausforderung Nachhaltigkeit
Über 150 Jahre geprägt von Kriegen und gesellschaftlichen Umbrüchen erlebten die Jeans mit. Die Form ändert sich mit der Zeit, von Schlaghose zu Röhrenschitt bis Mom-Jeans, doch der Stoff bleibt der gleiche – eine Konstante im ständigen Umbruch.
Heute besteht die grösste Herausforderung in der Nachhaltigkeit. Die Herstellung braucht enorm viel Wasser. Weil der Stoff beim Waschen schrumpft, werden Jeans bereits vor dem Verkauf viele Male gewaschen. Dass es auch anders geht, zeigt eine Firma aus der Schweiz, die kompostierbare Jeans produziert.