Ein Blick ins Programm des Festivals zeigt: Es gibt dieses Jahr in Solothurn allerlei Schräges und Überraschendes zu entdecken.
Tipp 1: Und ewig lockt das «Kreuz»
Da ist zunächst einmal das «Kreuz». Es gehört einfach dazu, die Beiz vis-à-vis vom Landhaus, dem Herz der Literaturtage. Im «Kreuz» treffen sich seit jeher Autorinnen und Leser, Presseleute und Schaulustige: auf eine Tasse Kaffee, auf einen Teller der legendären «Penne Kreuz», oder – oft bis spät abends – auf ein Glas Bier und mehr.
Das «Kreuz» ist die erste Genossenschaftsbeiz der Schweiz. Hier soll es laut Statuten keine Hierarchien geben und dafür gleichen Lohn für alle. Vor genau 50 Jahren startete dieses Experiment in sozialistischer Utopie. Und hier nahmen die Literaturtage ihren Anfang. Dies gelte es zu feiern, finden Literaturtage-Veteran Franz Hohler und Sarah Elena Müller, Mit-Organisatorin des aktuellen Festivals.
Zu Ehren der Beiz veranstalten die beiden eine «literarisch-assoziative Reise» durch deren fünf Jahrzehnte Geschichte: mit Anekdoten, Texten, Beats – und, wie gemunkelt wird, mit einem Cello.
Tipp 2: Altmeister Haller und Hohler
Und gleich nochmal Franz Hohler. Dieses Mal in Kombination mit Christian Haller, einem der anderen Urgesteine der Schweizer Literaturszeme. Haller und Hohler sind nicht nur «zwei unentwegte Spracharbeiter», wie einer der beiden einmal meinte. Sie sind auch fast auf den Tag genau gleich alt: nämlich 80.
Die beiden unlängst befreundeten Altmeister schwelgen im gemeinsamen Talk vor Publikum in Erinnerungen. Aber nicht nur: Man spreche auch über aktuelle Texte, heisst es. Zwar bringen es die beiden zusammen nun auf stolze 160 Jahre. Die Muse küsst sie aber offenkundig noch immer.
Tipp 3: Auf den Hund gekommen
Tiere sind Tom Reeds Leidenschaft. Der in Zürich lebende Illustrator und Künstler zeigt grosses Talent darin, sie mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck auf Papier zu bannen. So wie im aktuellen Kinderbuch «Lea und Finn langweilen sich». Darin posieren Hunde mal erstaunt, mal lässig-entspannt oder dann voller Zorn.
Doch wie verleiht man Hunden zeichnerisch Emotionen? Reed zeigt die Kunst in einem Workshop des Familienprogramms vor. Er will gemeinsam mit dem Publikum ein buntes Hunderudel in unterschiedlichster Gemütsverfassung entstehen lassen.
Tipp 4: Der abfallverrückte Literaturstar Arno Geiger
Und jetzt doch noch ein Tipp für eine eher klassische Darbietung: die Lesung des österreichischen Bestsellerautors Arno Geiger, Träger des Deutschen Buchpreises 2005. Was er in seinem aktuellen Buch «Das glückliche Geheimnis» enthüllt, ist allerhand.
Über Jahre durchwühlte er im Geheimen auf Wiens Strassen die Altpapiercontainer – auf der Suche nach Büchern und Briefen wildfremder Leute. Das gesammelte Material gab ihm die Inspiration für seine Literatur. In Solothurn erzählt Arno Geiger von seinem wunderlichen Doppelleben.
Übrigens: In Solothurn muss sich wegen des Stelldicheins des Österreichers niemand Sorgen machen, aufgrund eines entsorgten persönlichen Briefs möglicherweise in einem der künftigen Bücher Arno Geigers aufzutauchen. Der Autor lässt ausrichten, er praktiziere in der Zwischenzeit nicht mehr als Altstoffjäger, sondern konzentriere sich ganz aufs Schreiben.