Künstler des Knappen: Klaus Merz
An Klaus Merz wird dieses Jahr in Solothurn kein Weg vorbeiführen: Er wurde Anfang Jahr für sein vielseitiges literarisches Lebenswerk mit dem Grand Prix Literatur des Bundesamts für Kultur geehrt. Für den Meister der Verknappung wird am Samstagabend in Form einer «Carte Blanche» der rote Teppich ausgerollt.
Den Inhalt des Abends bestimmt Klaus Merz selbst, musikalisch unterstützt von Sylwia Zytynska (Vibraphon) und Peter Schärli (Trompete). Vielversprechende Aussichten sowohl für Kennerinnen seines Werks als auch für neugierige Novizen, um Einblicke ins Schaffen des vielfach ausgezeichneten Autors zu gewinnen.
Endlich zurück: Michelle Steinbeck
Michelle Steinbecks Romandebüt «Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch» sorgte bei seinem Erscheinen 2016 gleich für Furore: Der Titel schaffte aus dem Nichts den Sprung auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises, wurde aber wegen Steinbecks eigenen Stils kontrovers diskutiert.
Nach fast acht Jahren Pause erscheint Ende Mai Michelle Steinbecks nächster Roman mit dem Titel «Favorita», den wir mit Spannung erwarten. Darin spürt eine Frau den Spuren ihrer Vorfahrinnen nach, landet aber plötzlich mitten im Machtzentrum Italiens. Der Verlag verspricht einen «literarischen Rachekrimi, der Fragen nach Identität, sexuellem Begehren und patriarchaler Gewalt auf den Punkt bringt».
Michelle Steinbeck hat sich also einiges vorgenommen. An den Solothurner Literaturtagen liest die Autorin bereits vorab exklusiv aus ihrem neuen Buch.
Internationaler Stargast: Sayaka Murata
Längst ist die japanische Schriftstellerin Sayaka Murata nicht mehr nur in ihrem Heimatland ein gefeierter Star: Ihre Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Wie kaum jemand anderes versteht sie es, durch groteske Tabubrüche ihrer Figuren oder scheinbar absurde Prämissen in den Geschichten gesellschaftliche Normen und Zwänge offenzulegen: Erwartungen an Familien, Geschlechterrollen, Sexualität.
Solchen eher schweren Themen entlockt Sayaka Murata in ihrem Schreiben enormes Potenzial für Komisches und Absurdes – sie scheut auch den Ekel als Stilmittel nicht. Wie ernst es ihr damit trotz aller Komik ist, beweist sie auf der Bühne als bedachte, fast zurückhaltende Gesprächspartnerin.
Nur düstere Aussichten? Drei Podien zur Zukunft
Die Zukunft ist dieses Jahr ein Kernthema der Solothurner Literaturtage. Gleich drei Podiumsveranstaltungen im Programm drehen sich um das Verhältnis von Literatur und Zukunft. Einmal wird diskutiert über die Risiken und das Potenzial künstlicher Intelligenz im Umgang mit Literatur.
Ein weiteres Panel widmet sich der «dystopischen Schweiz», wo es um düstere, literarische Zukunftsvisionen geht und um die Frage, wie wir künftig zusammenleben. Und ganz zum Abschluss der Literaturtage wird es – hoffentlich – um etwas versöhnlichere Fragen gehen: Welche Wege findet die Literatur, nicht nur düstere Zukunftsentwürfe zu produzieren? Wo liegt in der vielleicht gar ein Potenzial, verschiedene Zukünfte «auszuprobieren»? Das verspricht das Podium «Fiktion von Zukunft» am letzten Festivaltag.