Bühnenreif schrieb dieser Autor schon immer. In den berühmten Theaterstücken der 1970er- und 1980er-Jahre genauso wie in vielen seiner späteren Prosatexte. Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag ist er jetzt wieder da, mit einem neuen Prosaband, der an seine grosse Zeit als Dramatiker und Erzähler anschliesst.
«Zu oft umsonst gelächelt» ist das gelungene Skizzenbuch zu dem grossen Theaterstück, das Botho Strauss wohl nicht mehr schreiben wird. Sein neues Buch hat die Liebe zum Thema. Eine Kette verpasster Chancen und gelebter Demütigungen, Miniaturen, Szenen, Geschichten.
Alle Männer hinter sich
Strauss findet zu seinem Lebensthema zurück und berichtet maliziös und minutiös vom «Planeten der Paare», von Beziehungsverhältnissen ohne Grund und Boden: «Paare, Passanten», hiess das berühmte Buch dazu, erschienen 1981. Jetzt also: «Zu oft umsonst gelächelt».
«Tanja, alle Männer hinter sich», beginnt so ein Stück. Die Rede ist von der «Pechmamsell» und der «unbekannten Schlafgenossin», dem «Mann ohne Pflichten» und der «redseligen Gefährtin». Mit Täuschungen und Selbsttäuschungen sind sie alle beschäftigt, Rollenspieler im grossen Gesellschaftsspiel der Beziehungen.
Ein Liebestrottel
Das Leben, eine Farce. Strauss wusste das, aber es schien fast vergessen in den Büchern der letzten Jahre. Verschroben bis verstiegen wirkte seine konservative Kulturkritik immer öfter. Jetzt schreibt er wieder an Figuren entlang, die aus der Lebenswirklichkeit stammen.
«Weisskamp, ein Liebestrottel» ist da und der «unzulänglich publizierte Biologe Werner Saartes». Und Gisbert. Gisbert «aus der Gegend um Saarlouis», der Jasager und Erfinder der Lehre vom Zustimmen.
Witz und Schrecken ist in den Szenen, die Strauss hier beschreibt. Falltüren in die Mythologie eingeschlossen, wenn Odysseus und Penelope sich unter das Personal mischen.
Gross und Klein
Leichthändig und lakonisch schreibt Botho Strauss in diesem Buch, ohne Bildungsprunk und Manieriertheiten wie zuletzt, dafür mit leiser Melancholie. Ein Eindruck von Abschied durchzieht die Szenen.
Die grossen Stücke des Autors sind von den Bühnen fast verschwunden. Als sein Meisterwerk «Gross und Klein» mit Hollywood-Star Cate Blanchett noch einmal gespielt wird, empfindet Strauss das als ein «schönes Finale».
«Zu oft umsonst gelächelt» ist auch ein Nachspiel: Am Schluss ist der «Fortgehende» zu sehen, der «gemachte Mann», dem die Anderen nachschauen.
Doch das Gefühl trügt, schreibt Strauss, «sein Rücken hat falsch gefühlt». Da ist niemand, gar niemand, «keiner schaut ihm nach».