Gerade einmal 500 Exemplare umfasst die Erstauflage. Der britische Bloomsbury-Verlag ist zögerlich – und ahnt nicht, welche Sympathien der Junge mit der Blitznarbe auf der Stirn weltweit bald haben wird.
«Harry Potter und der Stein der Weisen», der erste Band der siebenteiligen Romanreihe von Joanne K. Rowling, begeistert nicht nur Kritiker, sondern auch unzählige Kinder und Erwachsene.
«Ein magisches Buch»
Am 26. Juni 1997 erscheint die britische Originalausgabe. Auf 223 Seiten erzählt sie die Geschichte vom Waisenjungen Harry Potter, der an die Zauberschule in Hogwarts kommt und dort verhindern muss, dass der bösen Zauberer Voldemort an den magischen Stein der Weisen gelangt.
Auf Online-Portalen berichten Leser von ihrem Harry-Potter-Fieber: Sie könnten das Buch nicht mehr weglegen und würden kaum mehr schlafen. Im Onlineshop von Orell Füssli sind die Kommentare bis heute voll des Lobes: «Das beste Buch, das ich je in meinem Leben gelesen habe», «unübertroffen», «magisch».
Im Kopf eine Welt aufgebaut
Gegen Ende letzten Jahres meldet J. K. Rowling, dass weltweit mehr als 500 Millionen Exemplare des ersten Harry-Potter-Bandes verkauft wurden – in mehr als 80 Sprachen übersetzt. Die deutsche Version geht bis vor einem Jahr mehr als 33 Millionen mal über den Ladentisch.
Die Idee zu Harry Potter hatte Rowling, wie sie sagt, während einer Zugfahrt von Manchester nach London. Weil sie nichts dabei hatte, um die Idee aufzuschreiben, habe sie die Welt um Harry in ihrem Kopf aufbauen und speichern müssen.
Ein Jahr später zieht sie nach Portugal um. Vormittags arbeitet sie als Sprachlehrerin – und nachmittags schreibt sie. Vom ersten Kapitel von «Harry Potter und der Stein der Weisen» habe sie 10 verschiedene Versionen geschrieben.
Anfang einer Erfolgsgeschichte
Veröffentlicht wird «Harry Potter» erst einige Jahre später, nach einer gescheiterten Ehe von J. K. Rowling und ihrer Rückkehr nach Grossbritannien.
Als alleinerziehende Mutter schreibt sie abends, wie sie später in Interviews erklärt. Das ganze Buch habe sie mehrfach niedergeschrieben – weil sie sich keine Kopien habe leisten können.
Das Manuskript schickt sie an zwei Agenten und mehrere Verlage. Geklappt hat es bei einem: Bloomsbury. Rowling bekommt ein Stipendium für Kinderbuchautoren in der Höhe von 8000 Pfund, rund 10'000 Franken. Davon kauft sie sich unter anderem eine Schreibmaschine und schreibt die Erfolgsgeschichte von Harry Potter – und ihre eigene – weiter.
Bücher der ersten Harry-Potter Auflage von 1997 haben inzwischen an Auktionen bereits für mehr als 10'000 Franken den Besitzer gewechselt. Doch ein echter Harry-Potter-Fan gibt sein Buch wohl auch dafür nicht her.
Sendung: Radio SRF 4 News, Tageschronik, 26.6.18, 10.55 Uhr